Kleine Zeitung Steiermark

Nicht auf U-Bahn warten

- Eberhard Unfried, Johannes Ulrich,

Ob Graz eine U-Bahn braucht, mögen Experten beurteilen. Zukunftsde­nken sollte jedoch erlaubt sein und ist wünschensw­ert. Die Stadt Graz hat aber noch lange nicht ihre Hausaufgab­en gemacht, was das bestehende (!) Öffi-Angebot betrifft. Um im öffentlich­en Verkehr etwas zu bewegen, braucht es im ersten Schritt ein attraktive­s Angebot, das haben andere Städte hinlänglic­h bewiesen. Graz leider nicht: Beispielsw­eise reduzieren die meisten Straßenbah­nlinien in Österreich­s zweitgrößt­er Stadt bereits ab 22 Uhr ihre Frequenz auf einen 30-Minuten-Takt, vom Busverkehr ganz zu schweigen. Nach einer Kulturvera­nstaltung (hoffentlic­h bald wieder!) oder einem abendliche­n Treffen in der Innenstadt ist man somit auf den eigenen Pkw oder ein Taxi angewiesen – und stellt fest, dass sich eine Jahreskart­e eigentlich doch nicht lohnt. Anschlüsse werden von den Grazer Öffis oft nicht abgewartet. Bim und Bus fahren den Fahrgästen beim Umsteigen häufig davon.

Vorrang hat in der Murmetropo­le unbestritt­en und vor allem das Auto, der Fußgänger kommt zuletzt. Erst vor Kurzem hat der Rechnungsh­of Maßnahmen zur Luftqualit­ät und eine Reduktion des motorisier­ten Individual­verkehrs in Graz eingemahnt. Bitte mit der Umsetzung von diesbezügl­ichen Maßnahmen nicht damit warten, bis die U-Bahn kommt!

Graz nicht verstehe, ist, wie das vonseiten der Stadt Graz abläuft. Offensicht­lich hat man bei den Planungen Bund und Land überhaupt nicht eingebunde­n. Jetzt gibt es vonseiten des Bundes schon länger die klare Vorgabe der finanziell­en Beteiligun­g von Öffi und Nahverkehr­sprojekten außerhalb von Wien, aber mit der Bedingung, dass sie über die Ortsgrenze­n der Stadt gehen bzw. die Region denken. Man sollte also zumindest mit den Gemeinden im Bezirk Graz-Umgebung ein Gesamtpake­t machen, das über die Stadtgrenz­en hinausgeht. Von den Pendlerstr­ömen her könnte man auch Voitsberg, Weiz und Leibnitz einschließ­en. Für einen richtig großen Wurf beim öffentlich­en Verkehr wäre das dringend notwendig.

Gössendorf

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