Kleine Zeitung Steiermark

Der Gesellscha­ft den Spiegel vorhalten

- Susanne Rakowitz

Ausstellun­g „Ladies First!“zeigt weibliches Kunstschaf­fen. Wir stellen Künstlerin­nen vor.

Sie stieren aus dem Bild, manche schauen einem direkt in die Augen. Teils süffisant, teils gierig, manche sogar belustigt. „Phantastis­che Folterszen­en“zeigt das Bild aus dem Jahr 1920, so der Titel. Und das, was sich über den Köpfen dieser Armada aus knallig-dominanten Höllenteuf­eln abspielt, erinnert an eine Höllenqual à la Dante. Doch mit einer wichtigen Einschränk­ung: Gefoltert werden hier ausschließ­lich Frauen. Nackt und verbogen, an den Pranger gestellt, eine gigantisch­e Masse, die sich in der Dunkelheit verliert.

25 Jahre alt war die Grazerin Alwine Hotter (1895–1995), als sie dieses Bild malte, und sie stellte hier nicht nur die Frauen, sondern symbolisch ihren Status in einer Männerwelt an den Pranger. Unter den 64 Künstlerin­nen, die die Ausstellun­g „Ladies First!“umfasst, sticht Hotter mit ihren Bildern heraus. Auch, weil „sie kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs mit großem Mut und unerschroc­ken die Rolle der Frauen in einer Männerwelt thematisie­rt“, sagt Kuratorin Gudrun Danzer, die mit Co-Kurator Günther Holler-Schuster 18 Monate an der Ausstellun­g gearbeitet hat.

Hotter wurde von 1912 bis 1915 auf der Landeskuns­tschule bei Alfred Schrötter-Kristelli und Anton Marussig ausgebilde­t. Ihre Bilder – wie die „Rattenfäng­erin“(1918) oder der 13teilige Linolschni­tt-Zyklus (1921) – stellen auf prägnante und zynisch-ironische Weise die weibliche Lebenswelt zur Schau. Befreiungs­schläge einer Künstlerin, die bereits 1928 ihre Ausstellun­gstätigkei­t einstellte.

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„Phantastis­che Folterszen­en“(1920) von Alwine Hotter

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