Kriminalität zieht von der Straße ins Internet
Cyberabteilung im Bundeskriminalamt muss aufgestockt werden. Zuletzt gelang die Aufklärung einer Massenerpressung.
Die Ermittlungen der Cybercrime-Experten im Bundeskriminalamt (BK) waren langwierig, aber von beachtlichem Erfolg gekrönt: Sechs Täter konnten ausgeforscht werden, die in den vergangenen zwei Jahren in Österreich Firmen zu erpressen versuchten – und das sogar mittels Bombendrohungen und manipulierter Porno-Fotos.
Insgesamt wurden 408 DrohE-Mails festgestellt, berichtet Harald Söros vom BK. Diese hatten im letzten September große Auswirkungen auf das öffentliche Leben, denn in ganz Österreich wurden Gebäude geräumt, Bomben gesucht und Straßen gesperrt. Bitcoins im Wert von rund 20.000 US-Dollar pro Fall sollten erpresst werden. Die Aktion lief europaweit.
Als nächste Welle folgten Erpressermails, in denen der jeweilige Firmenchef mittels Fotomontagen als Kinderpornokonsument verunglimpft wurde. Mittlerweile konnte der Großteil der Bande – aus Deutschland, Portugal, Italien und Russland kommend – dingfest gemacht werden.
Die Drohmails waren über einen kanadischen Server verschickt worden, teils von einem indonesischen Staatsbürger, der ebenfalls geschnappt werden konnte, der Großteil aber mittels Schadstoffsoftware, eines sogenannten Botnets.
und Experten haben seit Beginn des Jahres 2019 insgesamt 5326 Fälle übernommen und analysiert, „um Zusammenhänge zwischen den einzelnen Vorkommnissen zu erkennen und neue Ermittlungsansätze zu erarbeiten“, so das Bundeskriminalamt. Fast zwei Jahre später kann erfolgreich Resümee gezogen werden: „Die Tausenden Einzelfälle konnten in große zusammengehörige Akte zusammengefasst und in 82 Anzeigen an die Staatsanwaltschaft übermittelt werden.“Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) betonte, dass die Zahl der Cybercrime-Ermittler im BK verdoppelt wird – da sich „die Kriminalität immer mehr von der Straße ins Internet verlagert“.
Bereits 2018 wurde von der österreichischen Exekutive ein rasanter Anstieg von ErpresserE-Mails dieses Musters festgestellt, die meist gleich in einer Art Massensendung ausgeschickt wurden. Daraufhin wurde im Februar 2019 ein eigenes Ermittlerteam aus fünf Experten eingerichtet. Sie etablierten eine einheitliche Vorgehensweise bei der Analyse, Fallbearbeitung und den Ermittlungen und übernahmen österreichweit alle angezeigten Fälle. Mit Erfolg: Weitere Wellen wurden rascher identifiziert und Einzeltaten entsprechend zusammengeführt.