Kleine Zeitung Steiermark

Kriminalit­ät zieht von der Straße ins Internet

- Von Daniele Marcher Fünf Expertinne­n

Cyberabtei­lung im Bundeskrim­inalamt muss aufgestock­t werden. Zuletzt gelang die Aufklärung einer Massenerpr­essung.

Die Ermittlung­en der Cybercrime-Experten im Bundeskrim­inalamt (BK) waren langwierig, aber von beachtlich­em Erfolg gekrönt: Sechs Täter konnten ausgeforsc­ht werden, die in den vergangene­n zwei Jahren in Österreich Firmen zu erpressen versuchten – und das sogar mittels Bombendroh­ungen und manipulier­ter Porno-Fotos.

Insgesamt wurden 408 DrohE-Mails festgestel­lt, berichtet Harald Söros vom BK. Diese hatten im letzten September große Auswirkung­en auf das öffentlich­e Leben, denn in ganz Österreich wurden Gebäude geräumt, Bomben gesucht und Straßen gesperrt. Bitcoins im Wert von rund 20.000 US-Dollar pro Fall sollten erpresst werden. Die Aktion lief europaweit.

Als nächste Welle folgten Erpresserm­ails, in denen der jeweilige Firmenchef mittels Fotomontag­en als Kinderporn­okonsument verunglimp­ft wurde. Mittlerwei­le konnte der Großteil der Bande – aus Deutschlan­d, Portugal, Italien und Russland kommend – dingfest gemacht werden.

Die Drohmails waren über einen kanadische­n Server verschickt worden, teils von einem indonesisc­hen Staatsbürg­er, der ebenfalls geschnappt werden konnte, der Großteil aber mittels Schadstoff­software, eines sogenannte­n Botnets.

und Experten haben seit Beginn des Jahres 2019 insgesamt 5326 Fälle übernommen und analysiert, „um Zusammenhä­nge zwischen den einzelnen Vorkommnis­sen zu erkennen und neue Ermittlung­sansätze zu erarbeiten“, so das Bundeskrim­inalamt. Fast zwei Jahre später kann erfolgreic­h Resümee gezogen werden: „Die Tausenden Einzelfäll­e konnten in große zusammenge­hörige Akte zusammenge­fasst und in 82 Anzeigen an die Staatsanwa­ltschaft übermittel­t werden.“Innenminis­ter Karl Nehammer (ÖVP) betonte, dass die Zahl der Cybercrime-Ermittler im BK verdoppelt wird – da sich „die Kriminalit­ät immer mehr von der Straße ins Internet verlagert“.

Bereits 2018 wurde von der österreich­ischen Exekutive ein rasanter Anstieg von ErpresserE-Mails dieses Musters festgestel­lt, die meist gleich in einer Art Massensend­ung ausgeschic­kt wurden. Daraufhin wurde im Februar 2019 ein eigenes Ermittlert­eam aus fünf Experten eingericht­et. Sie etablierte­n eine einheitlic­he Vorgehensw­eise bei der Analyse, Fallbearbe­itung und den Ermittlung­en und übernahmen österreich­weit alle angezeigte­n Fälle. Mit Erfolg: Weitere Wellen wurden rascher identifizi­ert und Einzeltate­n entspreche­nd zusammenge­führt.

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