So führt Nagl die Stadt von daheim
Bürgermeister in Quarantäne: Das Virus hat seine Familie erreicht.
Corona-Erkrankungen und Kontaktpersonen in Quarantäne sind nichts Ungewöhnliches. Aber „ich bin einer der wenigen, der sich per Bescheid selbst in Quarantäne geschickt hat“, meint der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl. Zum Scherzen ist ihm aber nicht zumute. Corona hat seine Familie erreicht, zunächst die Schwiegereltern, die über 80 sind, dann Ehefrau Andrea, die sich um ihre Eltern, die im selben Haus leben, kümmert. „Der Schwiegervater musste ins Krankenhaus, jetzt ist er wieder zu Hause und braucht Pflege.“Seine Frau kämpft seit Tagen mit Fieber: „Das Virus kann einen ins Bett zwingen, da tut einem alles weh.“Man dürfe die Erkrankung nicht auf die leichte Schulter nehmen, appelliert Nagl an die Steirer: „Nehmt die Warnungen ernst!“
Der Bürgermeister selbst führt die Stadt von zu Hause aus über Telefon und Videokonferenzen und wird, seit er 1998 Stadtrat geworden ist, am Donnerstag die erste Gemeinderatssitzung überhaupt versäumen: „Ich werde sie mir daheim im Stream anschauen und leiden, weil ich mich nicht einschalten kann.“Daheim macht er auch Küchenund Wäschedienst. Bei den stundenlangen Videokonferenzen gibt es immer wieder Probleme. Zum einen ist Sohn Max, der wie sein Vater als Kontaktperson I in Quarantäne ist, wegen Homeschooling auch im Videounterricht – was die Internetverbindung an die Grenzen bringt. Zum anderen dröhnt öfter der Presslufthammer, weil gerade Bauarbeiter im Haus sind.