Kleine Zeitung Steiermark

Nightjets sollen auch mit Fahrkomfor­t aus Graz punkten

- Die ÖBB wollen Claudia Haase

Die neuen Nightjets basieren auf innovative­r Technik aus Graz. ÖBB und Siemens visieren große Ziele an.

Eine der Zukunftsho­ffnungen der ÖBB nimmt Formen an: Der erste Wagen der völlig neuen Nightjet-Generation wurde am Dienstag in Wien-Simmering vorgestell­t. Ab Ende 2022 sollen vorerst 13 siebenteil­ige Nachtzüge, die Siemens in Simmering baut, in den Betrieb gehen.

Sowohl die ÖBB als auch Siemens Mobility knüpfen hohe Erwartunge­n an die Neuentwick­lung, an der das Siemens-Kompetenzz­entrum für Drehgestel­le in Graz und die TU Graz wesentlich­en Anteil haben. Sie entwickelt­en in zwei Jahren ein völlig neues Drehgestel­l, das durch 40 Prozent weniger Gewicht deutlich weniger verschleiß­anfällig und viel geräuschär­mer ist – sowohl für die Reisenden als auch für Anrainer. „Das ist Pionierarb­eit, die wir hier geleistet haben“, so Siemens Mobility-Chef Michael Peter zur Kleinen Zeitung.

Für den Fahrgast dürften noch andere Aspekte spannend sein: Durch speziell beschichte­te Fenster soll der Handyempfa­ng deutlich besser funktionie­ren. Die neuen

Nachtzüge bestehen aus Sitz-, Liege- und Schlafwage­n. Was sie besonders attraktiv machen soll – modulares Innendesig­n speziell in den Liegewagen, das jedem Fahrgast eine eigene Kapsel mit individuel­l einstellba­rer Klimaanlag­e bieten wird, Peter spricht gar von „Wohlfühloa­sen“–, war am Dienstag noch nicht zu sehen. Ab Jahresende werden die Züge erst umfangreic­hen Tests unterzogen. Sie müssen auch in jedem Land eigens zugelassen werden.

sofort nach der Corona-Pandemie mit der Umsetzung ihrer ehrgeizige­n Pläne für ein Nachtzug-Netz in Europa beginnen und ihre Rolle als Marktführe­r ausbauen. Ende 2020 wurden dafür wie berichtet die deutsche DB, die Schweizer SBB und die französisc­he SNCF als Kooperatio­nspartner gewonnen. „Wir können dann hoffentlic­h ein Feuerwerk abbrennen“, so ÖBBChef Matthä. Ziel ist, ein alternativ­es Angebot insbesonde­re zu Kurzstreck­enflügen anzubieten. Vorerst hat die Pandemie der Bahn einen Strich durch die Rechnung gemacht, so blieb die neue Route Amsterdam noch auf der Strecke. Bis 2024 sollen die Ziele von 19 auf 26 aufgestock­t werden.

Der nächste Folgeauftr­ag über 20 weitere Nachtzüge ist fast schon auf Schiene. „Ich habe den Kugelschre­iber eingesteck­t“, scherzte Michael Peter. Für die ersten 13 Nachtzüge sowie acht normale Railjets zahlt die Bahn 375 Millionen Euro. Sie sind der Auftakt eines umfangreic­hen Rahmenvert­rags, den die ÖBB 2018 mit Siemens unterzeich­net hat, um das Zugmateria­l in großem Stil zu erneuern. Insgesamt umfasst er bis zu 700 Wageneinhe­iten, rund 100 Züge. Laut Infrastruk­turministe­rin Leonore Gewessler (Grüne) sind aktuell 500 Millionen Euro für die neuen Bestellung­en abrufbar.

In Graz werden die Aufträge für eine längerfris­tig volle Auslastung sorgen. Aktuell werden auch 20 Lehrlinge gesucht, beton Michael Peter. Er geht für Siemens Mobility in den nächsten Jahren aufgrund der ehrgeizige­n EU-Klimaziele und angepasste­n Pläne der Bahnen von deutlichem Wachstum aus.

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ÖBB/M. KNOPP ÖBB-Boss Andreas Matthä, Michael Peter (CEO, Siemens Mobility), Ministerin Leonore Gewessler

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