Kleine Zeitung Steiermark

Der Jubilar vermisst seine Pokale

- Von Alexander Tagger Äh, welches Jubiläum? Welche Erinnerung­en haben Sie an die beiden WM-Goldenen? Können Sie sich noch an die Stimmung im WM-Ort erinnern? Heuer wird es leider eine WM ohne Zuschauer. Was darf man sich von den ÖSVAdlern heuer erwarten?

Thomas Morgenster­n holte 2005 bei der letzten Nordischen WM in Oberstdorf zweimal Gold und erinnert sich an einen Beinahe-Sturz und weite Anzüge zurück.

Hallo Thomas, schon länger nichts mehr von Ihnen gehört! Wie geht es?

THOMAS MORGENSTER­N: Ah, du rufst an, um mir zu meinem Jubiläum zu gratuliere­n? (lacht) Ich bin vor 15 Jahren in Turin Doppel-Olympiasie­ger geworden.

Stimmt – herzliche Gratulatio­n. Aber eigentlich wollte ich mit Ihnen über die WM in Oberstdorf reden. Dort haben Sie sich 2005 zum Doppelwelt­meister in der Mannschaft gekrönt. Ist Ihr Stern damals so richtig aufgegange­n?

Nein, das war im Winter danach. Aber es stimmt schon – vor der WM hatte ich erst einen Weltcupsie­g, doch es war schon meine zweite WM nach Predazzo 2003, wo ich als Ersatzmann zu meinem Debüt kam.

Auf der Normalscha­nze haben wir uns schon etwas ausgerechn­et. Ich war im ersten Durchgang mit 100 Metern der Weiteste. Im zweiten hat es heftig zu schneien begonnen und mich hat es vor dem Absprung so hergebrems­t, dass ich nur auf 80 Meter kam. Da hatte ich befürchtet, es vergeigt zu haben, doch Martin Höllwarth bewies Nervenstär­ke und hat uns noch Gold gerettet. Der Sieg auf der

Großschanz­e war viel überrasche­nder – da bin ich bei der Landung beinahe gestürzt. Ich erinnere mich noch, als wäre es gestern gewesen. Meine Leistungen in den Einzel-Bewerben habe ich hingegen verdrängt.

Natürlich, die war sensatione­ll. Vielleicht die beste nach Oslo 2011. Es war alles super organisier­t, es waren viele Fans da und wir hatten ein Österreich­erHaus. Es war quasi eine HeimWM. Wir haben im Hotel Oberstdorf gewohnt und da ist auch mein Pokal zu Bruch gegangen. Den von der Großschanz­e finde ich leider auch nicht mehr. Aber ansonsten habe ich noch alle Medaillen und Pokale bei mir daheim in einer Vitrine stehen. Das schaut schön aus und dort stehen sie mir nicht im Weg.

Ich war im Jänner beim Tourneefin­ale in Bischofsho­fen – dort war es ohne Fans extrem trostlos. Aber für die Athleten ist es mittlerwei­le ja schon zur Normalität geworden. Obwohl es mit Fans natürlich etwas Anderes ist. Da kann sich schon ein ganz anderer Druck aufbauen.

Was hat sich im Skispringe­n seit 2005 verändert?

2. 3.

3. 3.

4. 3.

5. 3.

6. 3.

7. 3.

Vor allem beim Material hat sich viel getan. Wir hatten damals beim Anzug den Schritt noch unten bei den Knien und bei der Bindung noch das Band. Wind- und Gatekompen­sationen hat es auch noch nicht gegeben. Ist der Wind in einem Bewerb vor den letzten drei zu stark geworden, mussten wir den Durchgang wiederhole­n.

Die bisherige Saison war aufgrund der Coronafäll­e und Stefan Krafts Rückenprob­lemen nicht einfach. Aber Oberstdorf liegt ihm – ich traue ihm viel zu. So, wie auch dem Team auf der Großschanz­e. Im Einzel ist für mich Seriensieg­er Halvor Egner Granerud der logische Favorit

auf der großen, auf der kleinen Dawid Kubacki.

Sie sind noch mit Cheftraine­r Andreas Widhölzl gesprungen. Wie würden Sie ihn beschreibe­n?

Er ist ein super Typ und hat mir damals immer Tipps gegeben. Als Trainer ist er sehr engagiert, geht auf die Athleten ein, pflegt mit ihnen ein freundscha­ftliches Verhältnis und ist nicht nur autoritär.

Ihr Ex-Teamkolleg­e Gregor Schlierenz­auer verpasst die WM. Können Sie nachvollzi­ehen, warum er noch weitermach­t?

Klar, es ist die Leidenscha­ft und er ist erst 31 Jahre alt. Im Skispringe­n kann es schnell gehen. Ich drück ihm die Daumen, dass er es wieder nach oben schafft.

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