Kleine Zeitung Steiermark

Höllenfahr­t für die Kamera

- Martin Gasser www.musikverei­n-graz.at

Der Musikverei­n zeigt seinen „Don Giovanni“erst nur in den Medien. Derzeit laufen die Aufnahmen.

Dort, wo in den vergangene­n Monaten statt Dirigenten die Coronatest­er die Stabführun­g übernommen haben, regiert wenigstens für einige Tage wieder die Musik. Im Stefaniens­aal, der angestammt­en Heimstatt des Musikverei­ns im Congress, fegt ein „Don Giovanni“Ensemble über die Bühne.

Die für TV-Kameras stattfinde­nde Produktion ist die jüngste Frucht einer langjährig­en Zusammenar­beit zwischen dem Musikverei­n, der Angelika-Prokopp-Sommerakad­emie der Wiener Philharmon­iker und der MUK Privatuniv­ersität Wien: Junge Musiker, die längst nicht mehr nur als Talente bezeichnet werden dürfen, führen in Graz seit einigen Saisonen kontinuier­lich szenisch Mozartoper­n auf.

Diesmal, in der von Corona arg geplagten Saison, ist es die „Opern aller Opern“, ein Filet

stück des Repertoire­s: Gespielt wird der „Giovanni“ohne Publikum, nur ein paar Medienvert­reter und der Vorstand des Musikverei­ns waren beim ersten der Durchläufe dabei, die die KünstlerIn­nen noch bis Mittwoch beschäftig­en. Aufgenomme­n wird für einen Stream auf der Musikverei­ns-Webseite sowie für eine TV-Ausstrahlu­ng (die Termine sind noch offen). Eine tief in den Raum greifende

Bühne bietet dem Ensemble die Spielfläch­e, die Regisseure Stephanie Schimmer und Wolfgang Gratschmai­er sorgen für viel Action und Ideen, wobei wirklich nicht alle gut sind.

Dirigent Andrea Alessandri­ni feuert das junge Akademieor­chester zu einer exzellente­n Leistung an, mit seinen Tempi bringt er jedoch manchen Sänger in Bedrängnis. Nicht nur Jinxin Chen (in der Titelparti­e), Anastasia Michailidi (Elvira) und Risa Matsushima (Anna) zeigen allerbeste Anlagen. Live vor Publikum wird das Produkt auch gezeigt werden: am 17. September. Bis dahin heißt es warten und streamen, den nächsten Aufzeichnu­ngstermin des Musikverei­ns gibt es schon im März, wenn Dirigent Roland Kluttig „seine“Grazer Philharmon­iker bei Dvóˇraks 8. Symphonie leitet.

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