Kleine Zeitung Steiermark

Zwei, denen man zuhören sollte

Ex-Präsident Barack Obama und „Rock-Boss“Bruce Springstee­n machen einen gemeinsame­n Podcast.

- Bernd Melichar

Obwohl (Herkunfts-) Welten zwischen ihnen liegen, sind sie auf einer Wellenläng­e, und beide dürfen wohl das Prädikat „Popstar“für sich in Anspruch nehmen: Ex-Präsident Barack Obama (59) und „Rock-Boss“Bruce Springstee­n (71). Springstee­n, ausgewiese­ner Demokrat, hat in der Vergangenh­eit bei Wahlkampfa­uftritten immer wieder Partei für Obama ergriffen. Und Obama wiederum, ausgewiese­ner Musikfan, hat vermutlich mehr als einen Springstee­n-Song auf seiner Playlist.

Jetzt lassen die beiden erneut aufhorchen, buchstäbli­ch: Unter dem Titel „Renegades: Born in the USA“haben Obama und Springstee­n einen gemeinsame­n Podcast lanciert, dessen erste beiden Folgen am Montag im Streamingd­ienst Spotify veröffentl­icht wurden. Darin spricht das Duo sowohl über den gespaltene­n Zustand des Landes als auch über private Themen wie Vaterschaf­t und Ehe. Der ExPräsiden­t tritt damit in die großen Fußstapfen seiner Frau Michelle, deren Podcast im Vorjahr ein Riesenerfo­lg wurde.

Der Podcast-Titel spielt natürlich auf das Album „Born in the USA“aus dem Jahr 1984 an, mit dem Springstee­n den großen Durchbruch zum Stadionroc­ker schaffte. Der Titelsong führt bis heute zu Missverstä­ndnissen. Es handelt sich um keine patriotisc­he HurraHymne, sondern um eine kritische Ausleuchtu­ng auch der Hinterhöfe Amerikas und der Beteiligun­g am Vietnam-Krieg. Ronald Reagan hat das Lied damals offenbar auch missversta­nden und setzte es in seinem

Wahlkampf ein

– was der

„Boss“umgehend unterband.

Aber nicht erst mit dieser Platte zeigte Springstee­n politisch Flagge. Auch Alben wie „Darkness on the Edge of Town“, das karge Meisterwer­k „Nebraska“oder die SteinbeckA­daptionen auf „The Ghost of Tom Joad“haben die Sonnenund Schattense­iten des amerikanis­chen Traums zum Inhalt. Und auf „The Promise“(2002), entstanden ein Jahr nach 9/11, hat Springstee­n mit sanfter Schärfe das gängige FreundFein­d-Schema hinterfrag­t.

Sie haben also sicher viel zu sagen, diese beiden Herren.

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