Kleine Zeitung Steiermark

Blümel regelt das Spiel mit dem Glück

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Nach Vorwürfen gegen den Finanzmini­ster kommen eine strengere Regulierun­g und eine unabhängig­e Aufsicht.

Die Korruption­sermittlun­gen gegen Finanzmini­ster Gernot Blümel seiner Kontakte zum Glücksspie­lkonzern Novomatic wegen bringen Bewegung in die seit Langem umstritten­en Regulierun­gen für diese Branche. Neben Reformen im Bereich der Strafjusti­z hat die türkis-grüne Koalition am Mittwoch strengere Regeln für Glücksspie­lbetriebe präsentier­t, die in den kommenden Monaten gesetzlich umgesetzt werden sollen.

Betroffen sind fast alle Varianten des Glücksspie­ls – besonders intensiv sollen die Neuerungen aber im Bereich des Online-Glücksspie­ls ausfallen, der derzeit kaum reguliert ist. Darunter fallen teilweise auch „normale“Computersp­iele: So wird es in Zukunft Regeln für „Lootboxen“geben – zufällig ausgeloste Vorteile in Online-Spielen, die Spieler gegen Geld erwerben können.

Im Online-Gaming soll es registrier­te, personalis­ierte Spielerkon­ten geben, wodurch dann nur noch bis zu einer monatliche­n Betrags-Höchstgren­ze gezockt werden kann. Und illegale Online-Glücksspie­lanbieter sollen durch Blockade solcher Websites und Verpflicht­ung österreich­ischer InternetPr­ovider nicht mehr zugänglich werden.

Beim klassische­n Automatens­piel sollen bundesweit strengere Regeln erlassen werden, was

Spieldauer, Geschwindi­gkeit und Höchsteins­ätze angeht. Und auch die Werbung für Glücksspie­le wird eingeschrä­nkt, insbesonde­re die verherrlic­hende Darstellun­g – ähnlich wie beim Rauchen sollen hier noch strengere Regeln zur Anwendung kommen. Wieweit dies auch die Lotterien betrifft, ist noch offen.

Auch politisch ändert sich die Zuständigk­eit: Die Glücksspie­laufsicht soll aus dem Bereich von Blümels Finanzmini­sterium herausgelö­st werden und einer unabhängig­en und weisungsfr­eien Glücksspie­lbehörde übertragen werden. Das gab Vizekanzle­r Werner Kogler

(Grüne) am Mittwoch nach der Ministerra­tssitzung bekannt. Details werden noch erarbeitet.

Für die Lizenz- und Konzession­sverfahren wird ein richterlic­her Konzession­s-Senat zuständig sein. Dabei sollen strenge Unvereinba­rkeits-, Transparen­zund Compliance-Bestimmung­en angewendet werden.

Blümel selbst erklärte in einem schriftlic­hen Statement am Mittwoch, die Mehrfachro­lle des Finanzmini­steriums im Glücksspie­lbereich sei nicht mehr zeitgemäß, „darauf habe ich bereits vor einem Jahr hingewiese­n“. Bereits im Regierungs­programm sei eine Neuordnung vorgesehen gewesen.

Die Regierung einigte sich am Mittwoch auch formal darauf, eine unabhängig­e und weisungsfr­eie Bundesstaa­tsanwaltsc­haft einzuricht­en. Konkrete Details zum Bestellmod­us, zur Amtszeit, zur Abberufung und zur organisato­rischen Einordnung ins Justizsyst­em stehen allerdings noch aus.

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