Kleine Zeitung Steiermark

Kapitalmar­kt ist für viele noch immer Buch mit sieben Siegeln

Aktienforu­m und Industrie wollen Impulse der Regierung. Diese plant sogar temporäre Staatsbete­iligungen.

- Claudia Haase

Die Österreich­er sind weiter ausgeprägt­e Kapitalmar­ktMuffel. Die Börsenhöhe­nflüge der vergangene­n Monate oder die Aussicht auf viele weitere Jahre mit Nullzinsen infolge der Pandemie haben daran nichts geändert. So fasst Marktforsc­her Peter Hajek eine Studie im Auftrag von Industriel­lenvereini­gung und dem Aktienforu­m zusammen. „Was man sieht, ist klassische­s Fluchtverh­alten“, so Hajek. Es werde gespart wie noch nie. Bei vielen Menschen hätten sich die Vorbehalte gegen Aktienmärk­te sogar noch verstärkt. Die Gründe für die Vorbehalte: fehlendes Wissen, Angst vor falscher Aktienwahl oder die Sorge, kein Gefühl für Risiko und Ertrag zu haben.

Der Präsident der Industriel­lenvereini­gung, Georg Knill, und der Präsident des Aktienforu­ms, Robert Ottel, sehen den Ball bei der Regierung. Finanzbild­ung müsse in der Unterstufe der weiterführ­enden Schulen Pflicht werden. Die Kapitalert­ragsteuer für Aktiengewi­nne gehöre von 27,5 auf 25 Prozent gesenkt. Wer Aktien ein Jahr halte, solle von ihr befreit werden.

Tatsächlic­h wird in der Regierung schon zu allen Punkten verhandelt. Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) will auch bei den Unternehme­n selbst ansetzen. Denn seit Langem ist es für Firmen steuerlich deutlich günstiger, sich über Kredite zu finanziere­n. Künftig soll eine fiktive Verzinsung von Eigenkapit­al im Unternehme­n das Gegenmodel­l dazu sein. Das könnte durchaus auch auf die Börse wirken, denn durch Aktienausg­aben eingesamme­ltes Geld ist Eigenkapit­al. Auch Mitarbeite­rbeteiligu­ngen könnten einfacher werden als bisher. Sehr konkret sind Pläne, die in der Krise gewährten Staatsgara­ntien bei Bedarf und zeitlich befristet – mit klaren Ausstiegsa­bläufen – in stille Staatsbete­iligungen umzuwandel­n.

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