Kapitalmarkt ist für viele noch immer Buch mit sieben Siegeln
Aktienforum und Industrie wollen Impulse der Regierung. Diese plant sogar temporäre Staatsbeteiligungen.
Die Österreicher sind weiter ausgeprägte KapitalmarktMuffel. Die Börsenhöhenflüge der vergangenen Monate oder die Aussicht auf viele weitere Jahre mit Nullzinsen infolge der Pandemie haben daran nichts geändert. So fasst Marktforscher Peter Hajek eine Studie im Auftrag von Industriellenvereinigung und dem Aktienforum zusammen. „Was man sieht, ist klassisches Fluchtverhalten“, so Hajek. Es werde gespart wie noch nie. Bei vielen Menschen hätten sich die Vorbehalte gegen Aktienmärkte sogar noch verstärkt. Die Gründe für die Vorbehalte: fehlendes Wissen, Angst vor falscher Aktienwahl oder die Sorge, kein Gefühl für Risiko und Ertrag zu haben.
Der Präsident der Industriellenvereinigung, Georg Knill, und der Präsident des Aktienforums, Robert Ottel, sehen den Ball bei der Regierung. Finanzbildung müsse in der Unterstufe der weiterführenden Schulen Pflicht werden. Die Kapitalertragsteuer für Aktiengewinne gehöre von 27,5 auf 25 Prozent gesenkt. Wer Aktien ein Jahr halte, solle von ihr befreit werden.
Tatsächlich wird in der Regierung schon zu allen Punkten verhandelt. Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) will auch bei den Unternehmen selbst ansetzen. Denn seit Langem ist es für Firmen steuerlich deutlich günstiger, sich über Kredite zu finanzieren. Künftig soll eine fiktive Verzinsung von Eigenkapital im Unternehmen das Gegenmodell dazu sein. Das könnte durchaus auch auf die Börse wirken, denn durch Aktienausgaben eingesammeltes Geld ist Eigenkapital. Auch Mitarbeiterbeteiligungen könnten einfacher werden als bisher. Sehr konkret sind Pläne, die in der Krise gewährten Staatsgarantien bei Bedarf und zeitlich befristet – mit klaren Ausstiegsabläufen – in stille Staatsbeteiligungen umzuwandeln.