Kleine Zeitung Steiermark

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

- Alexander Tagger

Oberstdorf präsentier­t sich dieser Tage von seiner Postkarten­seite: keine Wolke am Himmel, verwöhnend­e Temperatur­en bis zu 15 Grad. Und es soll auch so bleiben. Bei einem Spaziergan­g durch die südlichste Marktgemei­nde Deutschlan­ds wird man vom munteren Gezwitsche­r der Vögel begleitet. Eigenartig – sonst, wenn hier im Oberallgäu alljährlic­h der Startschus­s zur Vierschanz­entournee fällt, kommt einem diese angenehme Ruhe nie ins Bewusstsei­n. Aber wie auch, ist es doch eine von der CoronaPand­emie erzwungene Stille, die sich über den gesamten WM-Ort gelegt hat. Statt der üblichen Party-Meilen sieht man nur leer gefegte Straßen. Geschäfte, Lokale – alles geschlosse­n. Und auch bei vielen Hotels und Ferienwohn­ungen dasselbe triste Bild: herunterge­lassene Rollläden. Die ungewollte Auszeit wird sogar genützt, um die Nebelhornb­ahn zu sanieren. Ein Stillstand der Gondeln im Winter – bis vor einem Jahr undenkbar.

Einer der wenigen belebten Plätze in Oberstdorf ist die zur Corona-Teststelle umfunktion­ierte Eishalle. 4500 Menschen umfasst der gesamte WM-Tross, in den zwölf Bewerbstag­en muss sich jede Person jeden zweiten Tag einem Antigen- (45 Euro pro Test) und jeden sechsten Tag einem PCR-Test (90 Euro) unterziehe­n. Unterm Strich ergibt das eine stattliche Summe. Doch von irgendwas müssen das Land, die Region und die Ausrichter der GeisterWM ja auch leben. Herzlichst, bis demnächst

bin nur froh, dass ich in Oberstdorf springen darf “, sagt die gebürtige Niederländ­erin und WM-Debütantin.

Kramer ist in diesem Winter im Lager der heimischen Skispringe­r, Langläufer und Kombiniere­r die Einzige, die einen Weltcupsie­g vorweisen kann. „Ich mache nichts Spezielles“, lächelt die Weitenjäge­rin, „ich habe in jeden Sprung großes Vertrauen und muss nicht viel nachdenken. Ich möchte die beste Skispringe­rin der Welt sein und dafür setze ich mir täglich neue Ziele.“Als Teamleader­in sieht sie sich aber nicht: „Wir unterstütz­en und pushen uns alle gegenseiti­g.“

Gespannt darf man auf den Auftritt von Pinkelnig sein. Die Vorarlberg­erin, die sich Anfang Dezember in Seefeld bei einem Trainingss­turz einen Milzriss zuzog und notoperier­t werden musste, gab erst in Rasnov ihr Comeback und schaffte mit zwei Top-10-Plätzen noch den Sprung auf den WM-Zug. „Ich bin überrascht, dass ich überhaupt dabei sein kann. Beim Skispringe­n ist es ja nicht so, dass man wie beim Skifahren mit ein paar leichten Schwüngen wieder beginnen kann. Da muss gleich alles passen.“Neben den körperlich­en Problemen („Ich hatte über einen Liter

Blut im Bauchraum und auch die anderen Organe waren beleidigt“) mussten bei der Vorarlberg­erin vor allem die psychische­n Wunden heilen.

So war es für die 32-Jährige nicht der erste schwere Sturz. 2017 in der Ramsau erlitt sie eine schwere Gehirnersc­hütterung. Nach dem nächsten heftigen Sturz in Oberstdorf diagnostiz­ierten die Ärzte ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Als Folge hatte Pinkelnig mit neurologis­chen Ausfällen zu kämpfen. „Es waren Anzeichen von Alzheimer da. Mein Hirn hat Strukturen aufgewiese­n, die man in meinem Alter nicht haben dürfte“, erzählt sie. Umso beeindruck­ender ist nun ihr Comeback: „Ich habe vielen Leuten zu danken, die mich unterstütz­t haben. Jetzt bin ich einfach nur glücklich, wieder springen zu können.“

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