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Rudolf Anschober ist nicht der erste Gesundheitsminister in Europa, der in der anhaltenden Ära der Pandemie sein Amt aufgibt bzw. aufgeben muss. Die Motive für die Rücktritte waren unterschiedlich. Besonders labil die Situation in Tschechien: Dort trat im September Adam Vojteˇch zurück. Er war ob explodierender Infektionszahlen für eine Verschärfung der CoronaMaßnahmen eingetreten und zog gegen Premier Andrej Babiˇs den Kürzeren. Über eigene Fallstricke stolperte sein Nachfolger Roman Prymula, der maskenlos bei einem abendlichen Lokalbesuch fotografiert wurde – und damit seine Coronaregeln brach. Erst in der vergangenen Woche gab dessen Nachfolger, der Arzt Jan Blatny´, nach nur sechs Monaten auf. Kaum stabiler die Situation beim Nachbarn Slowakei: Marek Krajcˇí trat als Gesundheitsminister Anfang März des heurigen Jahres zurück: Er war über das eigenmächtige Bestellen des umstrittenen russischen Corona-Impfstoffs „Sputnik V“gestolpert und ein gefundenes Fressen für die Opposition. Als Konsequenz einer Regierungskrise drängte es den im Volk durchaus populären slowenischen Gesundheitsminister Tomazˇ Gantar zum Ausgang: Seine Demokratische Pensionistenpartei (DeSUS) hatte zuvor den Austritt aus der Regierung von Ministerpräsident Janez Janˇsa erklärt. Enden wollend war auch die politische Halbwertszeit rumänischer Gesundheitsminister: Ein Mann vom (medizinischen) Fach, der Kardiologe Victor Costache, hatte Ende März 2020, also kurz nach Ausbruch der Krise, das Handtuch geworden. Dann kam Nelu Ta˘taru, ebenfalls ein Mediziner – dessen Rücktritt hatte dann einen überaus tragischen Hintergrund: Während seiner Amtszeit kam es auf der Intensivstation einer rumänischen Coronaklinik im November zu einer Brandkatastrophe – mehrere schwer erkrankte Patienten kamen darin um. Der bislang letzte rumänische Gesundheitsminister ist Vlad Voiculescu: Regierungschef Florin Cî¸tu ist nicht sein größter Fan – er ermahnte ihn, konsequenter Berichte über den Stand der Dinge vorzulegen. In Polen trat im August Łukasz Szumowski zurück – ähnlich wie nun Anschober aus privaten Gründen. In Spanien zog Medienstar Salvador Illa die Reißleine: Er gab sein in Zeiten wie diesen überaus undankbares Amt auf, um bei den katalanischen Regionalwahlen anzutreten – er gewann.
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