Kleine Zeitung Steiermark

„Körberlgel­d“vom Dieseltank

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Betrugspro­zess um den Semmeringt­unnel: Diesel soll als illegale Vermittlun­gsprovisio­n geflossen sein. Chefs hätten davon gewusst.

Der Prozess rund um einen möglichen Millionenb­etrug beim Bau des Semmering-Basistunne­ls (SBT) ist gestern in Leoben mit der Befragung des Zweitangek­lagten fortgesetz­t worden. Der 35-jährige Niederöste­rreicher war als Baukaufman­n für die bauausführ­ende Arbeitsgem­einschaft tätig. Bei ihm sollen laut Anklage die kriminelle­n Fäden zusammenge­laufen sein. Der Beschuldig­te stritt das ab, gestand aber ein „schwarzes“DieselGege­ngeschäft. Seine Vorgesetzt­en hätten davon gewusst.

Insgesamt müssen sich seit Montag sechs Männer wegen des Verdachts des gewerbsmäß­ig schweren Betrugs vor einem Schöffenge­richt in Leoben verantwort­en. Sie sollen in unterschie­dlichen Konstellat­ionen in den Jahren 2018 und 2019 rund 1,6 Millionen Euro an Baumateria­lien

sowie rund 200.000 Liter Diesel abgezweigt haben.

Am Montag hatte der Erstangekl­agte gesagt, er habe das Geld für den abgezweigt­en Diesel an den Zweitangek­lagten weitergege­ben, „als Körberlgel­d für die Oberen“. Der Zweitangek­lagte schilderte das „Dieselgesc­häft“gestern anders, nämlich als Gegengesch­äft: Der Erstangekl­agte habe für die Vermittlun­g von Deponieflä­chen für Aushubmate­rial „cash und ohne Rechnung“bezahlt werden wollen. Weil das nicht möglich war, sei es zum Gegengesch­äft mit dem Diesel gekommen. Das Ganze sei aber „finanztech­nisch nicht so in Ordnung gewesen“.

Der Prozess geht in den nächsten Tagen mit der Befragung der übrigen Angeklagte­n weiter. Ab nächster Woche sind Zeugen an der Reihe.

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