Freischaffender Pickerlsünder von Polizei erwischt
Pickerl für sein Auto lief ab. Also verlängerte Steirer mit Lackstift und Schraubenzieher gleich selbst die Plakette.
In die Rangliste der ganz großen Fälscher der Weltgeschichte wird er es wohl nicht schaffen. Für einen Auftritt am Grazer Straflandesgericht hat die Tat des 46-jährigen Steirers aber allemal gereicht, geht es doch um nichts weniger als eine glatte Urkundenfälschung.
Zum Jahreskreislauf gehören eben nicht nur Frühling, Sommer, Herbst und Winter, sondern auch das Ablaufen der Begutachtungsplakette eines Kraftfahrzeugs (vulgo „Pickerl“). Das Pickerl des angeklagten Steirers hatte mit der
Lochung bei 11/2019 ein klar definiertes Ablaufdatum. Anstatt sich allerdings einer offiziellen Begutachtung zu stellen, erneuerte sich der gelernte Automechaniker praktischerweise gleich selbst das alte Pickerl. „Mit einem weißen Lackstift haben Sie die vorhandene
Lochung überdeckt und mit einem Schraubenzieher eine neue Lochung bei 11/2020 vorgenommen“, wirft Staatsanwältin Gudrun Jakopic dem Mann vor. Aufgeflogen ist sein Kunstwerk bei einer Polizeikontrolle.
Der 46-Jährige ist weit davon entfernt, irgendetwas vor Richter Oliver Graf zu leugnen. „Sie sind ja als Kfz-Mechaniker sogar vom Fach, warum macht man so einen Blödsinn? Wollten Sie Geld sparen?“, erkundigt sich der Vorsitzende. – „Nein, es ist in der letzten Zeit leider viel bei mir zusammengekommen, auch gesundheitlich.“– „Wird es in Zukunft wieder passieren, dass Sie sich selbst ein Pickerl ausstellen?“– „Nein, sicherlich nicht.“em Mann kann man das getrost glauben, steht er doch voll geständig und mit einem blütenweißen Strafregisterauszug da. Er bittet um ein mildes Urteil. Das bekommt er. Bei einem Strafrahmen von zwei Jahren kommt der Pickerlsünder mit einer Geldstrafe von 2700 Euro davon. Er akzeptiert. Und hat wohl weit über 11/2021 hinaus aus dem Fall gelernt.
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