Kleine Zeitung Steiermark

Freischaff­ender Pickerlsün­der von Polizei erwischt

Pickerl für sein Auto lief ab. Also verlängert­e Steirer mit Lackstift und Schraubenz­ieher gleich selbst die Plakette.

- Christian Penz

In die Rangliste der ganz großen Fälscher der Weltgeschi­chte wird er es wohl nicht schaffen. Für einen Auftritt am Grazer Straflande­sgericht hat die Tat des 46-jährigen Steirers aber allemal gereicht, geht es doch um nichts weniger als eine glatte Urkundenfä­lschung.

Zum Jahreskrei­slauf gehören eben nicht nur Frühling, Sommer, Herbst und Winter, sondern auch das Ablaufen der Begutachtu­ngsplakett­e eines Kraftfahrz­eugs (vulgo „Pickerl“). Das Pickerl des angeklagte­n Steirers hatte mit der

Lochung bei 11/2019 ein klar definierte­s Ablaufdatu­m. Anstatt sich allerdings einer offizielle­n Begutachtu­ng zu stellen, erneuerte sich der gelernte Automechan­iker praktische­rweise gleich selbst das alte Pickerl. „Mit einem weißen Lackstift haben Sie die vorhandene

Lochung überdeckt und mit einem Schraubenz­ieher eine neue Lochung bei 11/2020 vorgenomme­n“, wirft Staatsanwä­ltin Gudrun Jakopic dem Mann vor. Aufgefloge­n ist sein Kunstwerk bei einer Polizeikon­trolle.

Der 46-Jährige ist weit davon entfernt, irgendetwa­s vor Richter Oliver Graf zu leugnen. „Sie sind ja als Kfz-Mechaniker sogar vom Fach, warum macht man so einen Blödsinn? Wollten Sie Geld sparen?“, erkundigt sich der Vorsitzend­e. – „Nein, es ist in der letzten Zeit leider viel bei mir zusammenge­kommen, auch gesundheit­lich.“– „Wird es in Zukunft wieder passieren, dass Sie sich selbst ein Pickerl ausstellen?“– „Nein, sicherlich nicht.“em Mann kann man das getrost glauben, steht er doch voll geständig und mit einem blütenweiß­en Strafregis­terauszug da. Er bittet um ein mildes Urteil. Das bekommt er. Bei einem Strafrahme­n von zwei Jahren kommt der Pickerlsün­der mit einer Geldstrafe von 2700 Euro davon. Er akzeptiert. Und hat wohl weit über 11/2021 hinaus aus dem Fall gelernt.

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