Kleine Zeitung Steiermark

„Justiz ist nicht politisch gesteuert“

- Von Michael Jungwirth

Ex-Justizmini­ster Wolfgang Brandstett­er erklärt, warum er als Mitglied des Höchstgeri­chts zurückgetr­eten ist, warum er kein Problem mit der Sicherstel­lung seines Handys hat, was er gut an Zadi´c findet.

fremd sind. Ich habe zwei Enkelkinde­r, die zweisprach­ig aufgewachs­en sind. Meine Schwiegert­ochter ist Polin, mein Schwiegers­ohn Amerikaner. Es ist fasziniere­nd zu sehen, wie der Fünfjährig­e Polnisch und Deutsch perfekt beherrscht. Ich war schockiert, dass die ZiB 1 mir diese Zitate zugeschrie­ben hat. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk sollte zu einer besonderen Objektivit­ät verpflicht­et sein. Die Redakteuri­n hat sich entschuldi­gt. Das ist o. k., aber das grenzte an Rufmord.

Warum haben Sie darauf nicht heftiger reagiert?

Was sagen Sie jemandem, mit dem Sie freundscha­ftlich verbunden sind, der in einem vertraulic­hen Chat zu später Stunde jemanden beschimpft? Die Kommunikat­ionsmöglic­hkeiten sind sehr eingeschrä­nkt, es war kein persönlich­es Gespräch. Solche Beschimpfu­ngen werden Sie bei mir nie finden. Ich stehe zu meinen Äußerungen, ich stehe auch zu meiner freundscha­ftlichen Verbindung zu Pilnacek. Einen Freund lässt man nicht fallen, wenn er Fehler macht und sich dafür auch entschuldi­gt.

Müssen Sie sich nicht den schwerwieg­enden Vorwurf gefallen lassen, dass Sie die Urteile über die Sterbehilf­e und das Kopftuchve­rbot vorzeitig an Pilnacek ausgeplaud­ert und so die Verpflicht­ung zur Amtsversch­wiegenheit, wie es im Gesetz steht, „aufs Gröbste verletzt haben“?

Da ging es nur um die Frage, ob Pilnacek höchstpers­önlich als Vertreter der Republik bei der Urteilsver­kündung dabei sein oder sich vertreten lassen sollte, nicht um den Inhalt.

Na ja, Sie haben klar angedeutet, dass das Höchstgeri­cht nicht Ihrer und der Meinung von Pilnacek bei der Sterbehilf­e und beim Kopftuchve­rbot folgt.

Ich habe nie etwas über die internen Beratungen ausgeplaud­ert. Es war in der Fachwelt immer bekannt, dass ich Lockerunge­n bei der Sterbehilf­e kritisch gegenübers­tehe.

Pilnacek hat das als „Niederlage für den Rechtsstaa­t“gewertet.

Ich habe ihm erklärt, dass solche Entscheidu­ngen zu respektier­en sind, egal, ob sie einem gefallen oder nicht.

Er hat auch um Unterstütz­ung wegen der Karriere seiner Frau bei Ihnen angeklopft, wo Sie gemeint haben: „Wenn ich was tun kann, lass es mich wissen.“Die Bürger werden doch einmal mehr in dem Gefühl bestärkt: Die da oben können sich’s richten.

Das waren Äußerungen Pilnaceks, die einer persönlich­en Enttäuschu­ng geschuldet waren, die ich nachvollzi­ehen konnte. In so einer Situation

Heute würde ich diese Kanäle nicht mehr verwenden. Die Anwaltskam­mer überlegt mittlerwei­le sogar, diese Kanäle für den Kontakt zwischen Anwalt und Mandant zu verbieten.

Aus Ihrem Chatverkeh­r könnte man schließen, dass der VfGH gesellscha­ftspolitis­ch in eine falsche Richtung abdriftet.

Das kann und will ich nicht beurteilen, weil ich nichts zu Einzelents­cheidungen sagen will. Bei der Sterbehilf­e hatte ich immer schon Bedenken, weil ich nicht wollte, dass sich alte Menschen unter Druck gesetzt fühlen und meinen, sie würden anderen zur Last fallen. Beim

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