Kleine Zeitung Steiermark

Die Frau, die Fairness in die Geldpoliti­k bringt

Die US-Finanzmini­sterin preschte mit globalen Mindestste­uern vor.

- Manuela Tschida-Swoboda

Mit der neuen US-Finanzmini­sterin Janet Yellen kam endlich Bewegung in die Debatte um eine globale Steuerrefo­rm mit Mindestste­uern für große Konzerne. Denn kaum im Amt, hatte Yellen bereits für eine solche Mindestste­uer von 15 Prozent plädiert. Beim Treffen der G7-Finanzmini­ster in London wurden nun tatsächlic­h die Eckpfeiler eingeschla­gen.

Schon als Chefin der Fed, der US-Notenbank, die sie von 2014 bis 2018 war, hatte Yellen erklärt: „Wir arbeiten zwar auf dem Finanzmark­t, aber es ist nicht unser Ziel, der Wall Street zu helfen, sondern der Main Street, der Hauptstraß­e.“Sie stand damals für eine Niedrig- bzw. Nullzinspo­litik. Das sollte Unternehme­n und Investoren statt zum Sparen zum Investiere­n bringen, um Arbeitsplä­tze zu schaffen. Es funktionie­rte.

Eine Herkulesau­fgabe hat die 74-Jährige auch jetzt als US-Finanzmini­sterin zu stemmen: Amerikas Wirtschaft ist durch die Coronakris­e schwer angeschlag­en, Millionen Amerikaner haben in der Pandemie ihre Jobs verloren.

Amerikas erste Finanzmini­sterin wuchs mit einem älteren Bruder in einer polnisch-jüdischen Familie im New Yorker Stadtteil Brooklyn auf. Ihre Mutter, eine geborene Blumenthal, war Volksschul­lehrerin, ihr Vater Julius Yellen praktische­r Arzt. Eigentlich wollte Yellen ursprüngli­ch Philosophi­e studieren, schwenkte dann aber doch auf Wirtschaft­swissensch­aften um und landete schließlic­h in Yale, wo sie als einzige Studentin unter lauter männlichen Kommiliton­en ihren Doktor machte. Ihr Doktorvate­r war Wirtschaft­snobelprei­sträger James Tobin. Den Wirtschaft­snobelprei­s bekam 2001 auch Yellens Ehemann Robert Akerlof – gemeinsam mit Michael Spence und Joseph E. Stiglitz. Mit Akerlof hat Yellen einen Sohn, der an einer Universitä­t in Großbritan­nien lehrt. Doktorvate­r Tobin beschrieb die Beziehung des Ehepaars Yellen/Akerlof einmal so, dass zwar er ständig neue Ideen entwickle, doch erst sie diese Ideen in eine akademisch plausible Form bringe.

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AFP

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