„Man muss die Ärzte schon auch in die Pflicht nehmen“
IVINZENZ HARRER: Man soll sich nicht täuschen lassen, wir haben keine Zeit und Energie, uns aufgrund fraktioneller Unterschiede zu befetzen – wir brauchen die Kraft für anderes.
Das sehe ich auch so. Eine Anmerkung habe ich jedoch: Ich habe von der Fusion zur Österreichischen Gesundheitskasse nichts gehalten, vieles bewahrheitet sich. Wenn wir aber gemeinsam auftreten, dann kommen sie an uns nicht vorbei. Das haben wir schnell gemerkt.
antwortlich und stehen vor großen Herausforderungen: Immer mehr Kassenstellen sind nicht zu besetzen – was werden Sie dagegen unternehmen?
HARRER: Wir werden weiter nach zusätzlichen Wegen mit unseren Vertragspartnern suchen. Stichworte: Sonderleistungen, neue Arbeitsmodelle. Dann werden wir weiter Kooperationen ausloten, um Engpässe bei Kassenangeboten zu vermeiden – wie mit der Kages. Drittens denken wir darüber nach, Angebote aus dem Haus ÖGK zu schnüren. Also direkte Leistungen von uns anzubieten, um die Versorgung zu sichern. Wir werden uns mit allem beschäftigen, was die qualifizierte Versorgung sicherstellt.
Die Ärztekammer bleibt erster Ansprechpartner. Man muss sich aber in den Diskussionen schon fragen, ob wir uns durch Passivität nicht irgendwann selbst infrage stellen. Es geht nicht nur darum, Geld zu verlangen, man muss auch ein Umfeld für seine Mitglieder aufbereiten. Ein Umfeld, das einem Zweck dient – und nicht nur dem Selbstzweck.
Die Versorgung, so wie wir sie heute kennen, wird nicht zu halten sein, wenn wir nicht mit Ideen gegensteuern.
HARB: Es gab österreichweit eine Strategie für multiprofessionelle Zentren: Aber wir haben nicht einmal ausreichend Fachärzte für diese Zentren gefunden. Im Herbst schreiben wir drei Kassenstellen aus, im Raum Graz/Leoben/Leibnitz. Zwei weitere folgen. Zuerst müssen noch die Honorare mit der Ärztekammer ausgehandelt werden.
Das Thema hat eine hohe Dynamik aufgenommen. Medizinisch wie politisch. Wir sind nicht so schnell gewesen wie gewünscht. Unsere Sorge ist, ob sich überhaupt ausreichend Ärzte bewerben.
Man wird über das ganze System nachdenken müssen, wenn Ärzte mit anderen Möglichkeiten und weniger Aufwand gutes Geld verdienen, und keine Kassenstelle brauchen. So wird es schwierig, das System aufrechtzuerhalten.
Wir haben ja in vielen Bereichen nachgebessert, finanziell genauso wie bei Kooperationsformen. Trotzdem haben wir vereinzelt Brennpunkte. In Raum Feldbach zählen wir genug Gynäkologen.