Kleine Zeitung Steiermark

Die Bibel im Dorf lassen“

- Von Klaus Höfler Punkt für Sie.

Der steirische Diözesanbi­schof Wilhelm Krautwasch­l über den Reiz der „Religion Fußball“, Spiele als liturgisch­es Schauspiel und die Kabinenpre­digt.

Herr Bischof, Sie gelten als fußballbeg­eistert. Was ist für Sie so fesselnd an diesem Sport?

WILHELM KRAUTWASCH­L: Die Atmosphäre im Stadion einerseits und anderersei­ts, wie sich Menschen gemeinsam auf ein Ziel fokussiere­n können und welche Kräfte am Spielfeld manchmal frei werden. Die Begeisteru­ng, mit der sich Leute beim Spielen wie auch beim Zuschauen da „reinhauen“, ist fasziniere­nd. Dass man dafür einen Gegner braucht, den man niederring­en möchte, ist eine andere Seite.

Haben oder hatten Sie einen Lieblingss­pieler?

Das sage ich nicht, weil man glauben könnte, ich habe die anderen nicht gern. Und weil Fußball ein Mannschaft­ssport ist, kommt es ohnehin auf jeden an. Das ist wie in der Kirche.

Gut, kein Spieler. Aber dass Sie Sturm-Graz-Fan sind, ist bekannt.

Angeblich, ja. Aber ich gehe auch zu Spielen von Hartberg.

„Niemand kann zwei Herren dienen: Er wird an dem einen hängen und den andern verachten“, heißt es bei Matthäus. Das mit der Äquidistan­z geht sich also nicht aus. Und die Farben Ihrer Kleidung verraten Sie ohnehin.

Das stimmt. Aber, aber, aber …

Der eine Herr, dem ich diene, ist der liebe Gott und weder der Sturm-Präsident, noch die Hartberg-Präsidenti­n. Man muss da die Bibel im Dorf lassen.

Aber für mich ist es ohnehin oft weniger interessan­t, wer gegen wen spielt, sondern ob die Leute mit Herzblut dabei sind, ob es ihnen ein echtes Anliegen ist. Oder ob sie nur ihren Job machen. Für mich sind daher Spiele „David gegen Goliath“das Schönste. Ich freue mich immer mit der eigentlich chancenlos­en, kleineren Mannschaft, weil es zeigt, was möglich ist, wenn alle alles geben.

Wenn Ihre Mannschaft ein Tor bekommt: Hört man den Bischof auf der Tribüne dann fluchen?

(Lacht) Das hoffe ich nicht.

Man spricht von der „Religion Fußball“, Maradona sprach von der „Hand Gottes“, Superstars werden wie Götzen angebetet, der FC Barcelona hat eine Kapelle im Stadion: Wo hört die ehrliche Hinwendung zu Gott auf, wo beginnt die Selbstüber­höhung des Sports?

Das kann durchaus sein. Gerade wenn ich an die Schule zurückdenk­e. Abgesehen von Volleyball war ich ja eher ungeschick­t. Da ist im Fußball bei mir selten ein Zweikampf ohne Foul ausgegange­n. Nicht aus Absicht, sondern weil ich so langsam war und der Fuß eben stehen geblieben ist.

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Wären solche Momente aufs Spielfeld umgelegt mit einer roten Karte zu ahnden? Haben heute

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