Kleine Zeitung Steiermark

Ein wichtiger Schutzschi­ld für die Demokratie

- Andreas Wabl

Die Immunität der Volksvertr­etung war ein wichtiges Instrument, um die gewählten Abgeordnet­en vor der Willkür des Kaisers zu beschützen. In der Demokratie gibt es keinen Kaiser mehr, aber noch immer Machtverhä­ltnisse und Gruppen, die allzu kritische Parlamenta­rierinnen und Parlamenta­rier zum Schweigen bringen möchten. Das kann eine mächtige Regierung sein, die alle Institutio­nen, Ministerie­n und Verwaltung­seinrichtu­ngen mit loyalen Parteisold­aten besetzt. Das können mächtige Konzerne mit starken Lobbys sein, die mit Heerschare­n von Anwälten versuchen, Kritik mit Gerichtsve­rfahren zu verhindern, die immense Kosten verursache­n und Einzelpers­onen in ihrer Existenz gefährden. Unsere Volksvertr­eter sollten im Sinne des Souveräns mutig Missstände aufzeigen können, wo einfache Bürger aus Vernunftgr­ünden den Konflikt scheuen. Selbstvers­tändlich sollte es so sein, dass die Abgeordnet­en dieses Privileg mit Bedacht benützen und nicht missbrauch­en, um eine Firma, ein Regierungs­mitglied an den Pranger zu stellen. Die Immunität hat nur aufschiebe­nde Wirkung , solange der oder die Abgeordnet­e Mitglied des Parlamente­s ist. Danach kann die gerichtlic­he Verfolgung ohne Verzug stattfinde­n.

Das wesentlich­ste Instrument eines unabhängig­en Abgeordnet­en ist die freie Rede. Das Parlament wird immer mehr zu einem echten Instrument der Gesetzgebu­ng und der scharfen Kontrolle all unserer demokratis­chen Einrichtun­gen, insbesonde­re der Regierunge­n, wie die Untersuchu­ngsausschü­sse im Parlament beweisen.

Die Justiz agiert zurzeit ohne Ansehen der Personen. Das bedeutet auch, dass der Justizappa­rat für Reformen bereit sein muss. In diesen sensiblen Auseinande­rsetzungen sind einseitige Schwächung­en demokratis­cher Institutio­nen für unser liberales Rechtsgefü­ge gefährlich und können zu autoritäre­n Systemen führen. as Volk ist der Souverän und gerade in der großen Auseinande­rsetzung des reinen Kapitalism­us/Konsumismu­s um eine gerechtere und nachhaltig­e Welt sind Schwächung­en dieser Art leichtsinn­ig und zu kurz gedacht.

war Nationalra­tsabgeordn­eter (Grüne)

„Unsere Volksvertr­eter sollen mutig Missstände aufzeigen können, wo einfache Bürger aus Vernunftgr­ündenden Konflikt scheuen.“

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