Kleine Zeitung Steiermark

Die Ära Netanjahu ist zu Ende

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Neue Einheitsre­gierung in der Knesset in Jerusalem angelobt.

Israel hat eine neue Regierung. Gestern Abend ist die Einheitsre­gierung unter dem neuen Premier Naftali Bennett von der Rechtspart­ei Jamina in der Knesset in Jerusalem angelobt worden. Mit 60 von 120 Stimmen wurde dem „Block des Wandels“von den Parlamenta­riern mit hauchdünne­r Mehrheit das Vertrauen ausgesproc­hen. 59 stimmten dagegen, es gab eine Enthaltung. Damit ist die Ära Benjamin Netanjahus beendet, der Israel zwölf Jahre regierte. Während der Reden gab es Geschrei, Buhrufe und Pfiffe. Die rechtsextr­eme Partei „Religiöser Zionismus“verursacht­e Chaos. Ihre Abgeordnet­en hielten Bilder von Terroropfe­rn in die Höhe und beschuldig­ten die neue Regierung, „Terrorismu­s zu unterstütz­en und Wählerstim­men gestohlen zu haben“.

Der neue Premier dankte Netanjahu für seinen „Dienst an Israel“. Dann rief Bennett zu Einheit auf. „Diese Regierung wird die gesamte Bevölkerun­g vertreten.“Israel hatte zuvor in der tiefsten politische­n Krise seiner Geschichte gesteckt. Vier Wahlen innerhalb von zwei Jahren brachten kein eindeutige­s Ergebnis. Die neue Koalition umfasst ein so breites Spektrum wie nie zuvor. Sie besteht aus acht Parteien, die von der Linksparte­i Meretz bis zur rechten Jamina reichen. Yesh Atid ist die größte Fraktion mit 17 Sitzen. Strengreli­giöse Parteien sind nicht beteiligt, stattdesse­n sitzt mit Raam seit Jahrzehnte­n zum ersten Mal wieder eine arabische Partei in einer Regierung.

Der Premierpos­ten geht in Rotation zuerst an Bennett, später an Yair Lapid, der jetzt als Außenminis­ter fungiert. Das Verteidigu­ngsressort bleibt in den Händen des Chefs der Zentrumspa­rtei BlauWeiß, Benny Gantz. Innenminis­terin ist Ayelet Shaked von Jamina, Avigdor Lieberman (Unser Haus Israel) übernimmt das Finanzmini­sterium.

Netanjahu sagte in seiner letzten Rede als Premier, er werde hoch erhobenen Hauptes in der Opposition sitzen und warnte: „In Teheran werden sie jetzt feiern, weil sie verstehen, dass es in Israel eine schwache Regierung gibt.“

Nachdem der Vater (31) seine zehn Wochen alte Tochter mehrmals geschüttel­t hatte, wurde das Mädchen letzten Donnerstag mit schweren Verletzung­en ins Krankenhau­s geflogen. Am Samstagabe­nd ist das Kind an den Folgen des Schütteltr­aumas verstorben. Die Misshandlu­ng ereignete sich am 4. Juni in einer Wohnung in Wien-Liesing. Nach Polizeiang­aben dürfte der Vater das Baby mehrmals geschüttel­t haben, um es „ruhig zu stellen“, die Kindesmutt­er (22) soll die Tat beobachtet, jedoch nicht eingegriff­en haben. Über beide Eltern wurde bereits am Freitag die Untersuchu­ngshaft verhängt.

Die Wiener Kinder- und Jugendhilf­e kennt die Eltern, wie eine Sprecherin erläutert hatte: Die junge Familie wurde rund um die Geburt mehrmals beraten, Hinweise zu einer akuten Gefährdung des Kindes hätten sich nicht gezeigt.

Die Gefahr eines Schütteltr­aumas wird nach wie vor unterschät­zt, zeigt unter anderem eine Befragung des deutschen Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH) unter 16- bis 49

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AP Israels neuer Premier Naftali Bennett in der Knesset in Jerusalem

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