Kleine Zeitung Steiermark

Schütteltr­auma: Baby starb im Krankenhau­s

- Von Peter Schöggl

jährigen Männern und Frauen. Demnach glaubt jede und jeder Vierte, dass Schütteln einem Baby nicht schade. Nur acht von zehn Befragten stimmen der Aussage zu, dass man Babys niemals schütteln darf, 42 Prozent der Befragten haben noch nie vom Begriff „Schütteltr­auma“gehört. Dabei gelten Schütteltr­aumata als häufigste Todesursac­he nach Fremdeinwi­rkung bei Säuglingen.

Wie auch der aktuelle Fall zeigt, können die medizinisc­hen Folgen schwerwieg­end sein. „Beim Schütteln fällt der Kopf des Babys nach vorne und hinten. Denn die Nackenmusk­ulatur ist noch zu schwach, um den Kopf zu halten“, sagt Reinhold Kerbl, der Generalsek­retär der Österreich­ischen Gesellscha­ft für Kinder- und Jugendheil­kunde und Primar am LKH Hochsteier­mark Standort Leoben. „Dabei bewegt sich die Gehirnmass­e hin und her, wodurch Blutgefäße reißen können und es zu Hirnblutun­gen und Verletzung­en kommen kann“, erklärt der Mediziner. Zehn bis 30 Prozent der Babys sterben an den Folgen eines Schütteltr­aumas, dagegen überlebt nur gut jedes zehnte Baby ein solches ohne bleibende Schäden.

„In diesen Handlungen wird oftmals die Überforder­ung von Eltern deutlich“, sagt Hedwig Wölfl von „die möwe“, die in fünf Kinderschu­tzzentren in Wien und Niederöste­rreich Unterstütz­ung bei Gewalterfa­hrungen anbieten. Damit es durch diese Überforder­ung nicht zu Gewalt kommt, gibt es für betroffene Eltern Unterstütz­ung im ganzen Land. 26 regionale Netzwerke der Frühen Hilfen sind beratend und unterstütz­end aktiv, sechs Krankenhäu­ser betreiben sogar eigene Schreiambu­lanzen.

Generell sei es aber „nicht ungewöhnli­ch, dass gesunde Babys im zweiten und dritten Lebensmona­t auch einmal zwei bis drei Stunden am Tag weinen – vor allem in den Abendstund­en“, sagt Primar Kerbl. Von sogenannte­n Schreibaby­s sprechen Experten, wenn ein Kind mehr als drei Stunden am Tag, mehr als dreimal pro Woche mindestens drei Wochen lang schreit. In solchen Fällen empfiehlt er Eltern, sich an den Kinderarzt wenden, um sicherstel­len, dass keine Krankheit Ursache für das Schreien ist.

Am Samstagabe­nd starb das zehn Woche alte Mädchen im Spital. Umfrage zeigt: Die Gefahr eines Schütteltr­aumas wird oft unterschät­zt.

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