SPÖ will Debakel aussitzen
In der roten Parteizentrale in den Löwelstraße hofft man, das jüngste Debakel am Bundesparteitag aussitzen zu können. Statt sich der Selbstreflexion zu unterziehen, warum ein Viertel der Delegierten Parteichefin Pamela Rendi-Wagner den Rücken gekehrt hat, empört man sich darüber, dass sich abgesehen vom Knittelfelder Bürgermeister am letzten Samstag kein Kritiker zu Wort gemeldet hat. ieser Tage empfängt Rendi-Wagner den Bürgermeister zu einem Vieraugengespräch in Wien, ein Besuch in der einst so stolzen Arbeiterhochburg, in der MurMürz-Furche, wo die Lebenserfahrung der roten Basis etwa im Bereich der Migration mit den Vorstellungen der Löwelstraße kollidiert, steht nicht auf dem Programm. Interviewfragen von Printmedien werden abgelehnt, man wolle lieber in die Zukunft blicken. Kein Wunder, dass dann andere – wie etwa
heute im „Kurier“– ins Vakuum stoßen.
DIn die Partei ist nicht Friede, sondern Friedhofsruhe eingekehrt. „Man lässt sie werken, weil sich niemand aufdrängt“, erklärt ein hochrangiger Insider im Dunstkreis der mächtigen Wiener SPÖ. Ein Wechsel würde am ehesten im Vorfeld von Neuwahlen über die Bühne gehen, diese zeichnen sich derzeit nicht ab. An den schwarzen Rändern der ÖVP bröckelt es zwar, an der türkisen Basis scheint die Zustimmung zu Parteichef Sebastian Kurz ungebrochen zu sein, so die jüngste Unique-ResearchUmfrage. Während sich die
Wird als Nachfolger von Rendi-Wagner gehandelt: Peter Hanke
ÖVP wieder stabilisiert und Kurz an einer Sommertour bastelt, schwächelt die SPÖ. Das Njet von Verkehrsministerin
zum Lobautunnel dürfte den koalitionsgebeutelten Grünen unverhofft Rückenwind verschaffen – der Tunnel ist an der grünen Wiener Basis ein ebenso großes Feindbild wie der Kanzler, die Nato, der Verbrennungsmotor. endi-Wagners größtes Asset ist, dass eine Nachfolgerin, ein Nachfolger nicht in Sicht sind. Am ehesten wird Wiens Finanzstadtrat genannt, der als Großkoalitio
Rnär gilt, sich im Vorfeld von Corona groß abfeiern ließ, erstmals in Wien ein Nulldefizit erreicht zu haben, und eng mit Wiens ÖVP-Wirtschaftskammerchef
zusammenarbeitet. Der ehemalige Chef der Wien Holding wurde von Bürgermeister in die Regierung geholt und wird gern mit Ex-Kanzler verglichen. In linken Kreisen genießt Wiens Gesundheitsstadtrat Kultstatus, in anderen Zirkeln Burgenlands Landeshauptmann Beide polarisieren allerdings SPÖ-intern. Genannt werden bisweilen auch ÖGB-Chef Nationalratspräsidentin
Kärnten
Wolfgang Katzian, Doris Bures, Peter Kaiser.
Landeshauptmann
Alle eint ein Handicap: Keinem wird zugetraut, bei Neuwahlen Kurz von Platz eins zu verdrängen. Daran scheiterte der ungleich schillerndere Christian Kern. Dass populäre Parteigranden nicht automatisch Wahltriumphe bescheren, hat Rudolf Hundstorfer bei der Bundespräsidentenwahl vorexerziert.