Immer wieder sonntags
Er hat stets Wellen geschlagen und wurde vor exakt 50 Jahren eröffnet. Kurz eingetaucht in Erinnerungen an den Stubenbergsee.
mmer wieder sonntags kommt die Erinnerung – an den Anruf der Gemeinde. Läutete vor dem Mittagsschnitzerl schon das Telefon mit der Frage, ob man unsere Wiese als erweiterten See-Parkplatz nutzen dürfe, dann war es wieder einer dieser Tage. An denen sich die Autokolonnen bis weit in die Feistritzklamm hinein stauten. Ein echter „Seetag“, wie das genannt wurde – und es in den 1980ern noch viele gab.
„Der Stubenbergsee ist mit 40 Hektar der größte künstlich angelegte Badesee Mitteleuropas“war das Sprücherl, das uns Schülern hoch dosiert eingeimpft wurde und gegen jeglichen Kleinmut immunisieren sollte. Und exakt am heutigen Tag wird diese Wasser- und Lebensader der Oststeiermark, von der viele gar nicht wissen, dass es sie einmal nicht gab, 50 Jahre alt.
„Die Idee zum See kam in den frühen 1960ern auf, nachdem die Feistritz auf diesen Au-Wiesen dauernd über die Ufer trat“, erinnert sich Franz Hofer an „schwierige Anfangszeiten für die damalig Verantwortlichen, weil 30 Grundeigentümer überzeugt werden mussten“. Zur Eröffnung 24 Jahre alt und als Anrainer erste Reihe fußfrei den Seebau verfolgend, sollte Hofer später einmal als einer von bis dato vier „See-Bürgermeistern“die Geschicke des Sees und der Bewohner leiten. m Ort ranken sich Mythen, dass die Verhandlungen über Ablösen und Tauschgrundstücke oft bis in Kuhställe hinein geführt wurden. Die Familie Herberstein als größter Grundeigentümer war an Bord, zunächst aber ebenso wie die Gemeinde eigener Betreiber am See. Was in den Anfangsjahren kuriose Situationen zur Folge hatte, wenn etwa auf der einen Seite Eintritt kassiert wurde, auf der anderen nicht. Erst 2006 kam das Areal unter Hofer ganz in den Besitz der Gemeinde. Aber wir schweifen ab. Am 6. 8. 1968 jedenfalls fuhren die Bag
Iger auf, die Feistritz wurde neu eingebettet und aufgestaut, damit der Damm hinüber zum See hält. Als Nebeneffekt gab’s ein
Wasserkraftwerk, das bis heute Strom liefert. Drei Jahre wurde gebaggert und gebaut, ehe der bis zu neun Meter tiefe See mit Pomp, Politik und Trara eröffnet wurde (auch darüber ranken sich Mythen). „Stubenberg-See kostete 27 Millionen Schilling“, titelte die Kleine Zeitung am 4. 7. 1971 und druckte das Wort „Fremdenverkehr“stets dort, wo man heute „Tourismus“schreiben würde. „Es war ein Start von 0 auf 100“, blickt Hofer zurück, „das traf natürlich viele unvorbereitet“. Das Wort „Overtourism“kannte man damals nicht, der Ansturm beschränkte sich aber ohnehin auf paar Sommerwochen – immer wieder sonntags.
Bald wurden über hundert Familien zu Privatzimmer-Vermietern und die Zahl der Nächtigungen stieg auf bis zu 175.000 pro Jahr (bei damals rund 2200