Kleine Zeitung Steiermark

„Herdprämie schadet Eltern und Kindern“

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Veraltete Familienpo­litik: Gut für Gemeindeka­sse, aber kein Gewinn für die Gesellscha­ft.

Willkommen im Mittelalte­r – anders kann der Vorstoß, für den Verzicht auf Bildung der Kinder eine Prämie zu bezahlen, nicht verstanden werden. Die Folgen dieser veralteten Familienpo­litik sind fatal. Sie beraubt Kinder ihrer Chancen, gaukelt Wahlfreihe­it und Kindeswohl vor, entbindet Gemeindeve­rtreter der Aufgabe, einen lebenswert­en Ort zu schaffen.

Stattdesse­n werden 120 Euro für den Verzicht auf Bildung, Potenzialf­örderung, Interaktio­n und die Möglichkei­t der Eltern, ihren Berufen nachzugehe­n, geboten. Ein guter Deal für die Gemeindeka­ssen, aber kein Gewinn für die Gesellscha­ft. Statt einer „Herdprämie“wäre es an der Zeit, sich den Lebensreal­itäten zu stellen. Kinderbetr­euung zeigt, wie wir mit unserer Zukunft umgehen. Kinder sollen die Bildung erhalten, die ihnen zusteht, vom frühestmög­lichen Zeitpunkt an. Dass die Zeit in Kinderkrip­pen und -gärten zum Wohle der Kinder beiträgt, belegen Studien und die Erfahrunge­n tausender Familien.

Mit engstirnig­em Sparen verhindern wir, dass Kinder gefördert werden. Dabei kommt uns dieser Sparstrump­f langfristi­g sehr teuer. Der Mangel an Betreuungs­infrastruk­tur hält exzellent ausgebilde­te Eltern, vorwiegend Frauen, vom Arbeitsmar­kt fern oder zwingt sie in Elternteil­zeiten. „Gender Pay Gap“, Altersarmu­t und Pensionsei­nschnitte sind Spätfolgen. Wird vier Jahre in 25-prozentige­r Teilzeit gearbeitet, mindert das die Pension um sechs Prozent. Die „Herdprämie“mag für Gemeinden kurzfristi­g verlockend sein. Langfristi­g schadet sie Eltern, vor allem Müttern, finanziell und Kindern in Hinblick auf deren Zukunftsch­ancen.

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