Tagebuch der Rathaus-Scheidung
Warum Graz schon im September wählt: Diese Minuten führten zum ÖVP-FPÖ-Ende.
Die Eckpunkte, warum Graz nun schon am 26. September wählt, kennt man ja – spannend ist aber der Rückblick hinter die Kulissen. Denn laut „Schlüsselspielern“von ÖVP und FPÖ spielten sich die entscheidenden Stunden wie folgt ab: Montag, 21. Juni: Eine Woche vor dem Paukenschlag wägt die
ÖVP intern erneut mögliche Wahltermine ab. Zusehends wird der Herbst 2021 favorisiert – da bis dahin die Coronalage wohl stabil bleibe. „Und uns der Absprung aus einer Koalition bislang nicht wirklich geschadet hat“, wie es einer in der ÖVP formuliert. Mittwoch, 23. Juni: Bei einer Pressekonferenz präsentieren die Parteichefs
Nagl (VP) und
(FP) gemeinsam realisierte Projekte. „Von der ÖVP kommen an diesem Tag viele Beteuerungen, dass wir es bitte nicht als Endbilanz verstehen sollen und wir ja noch viel umsetzen“, heißt es in der FPÖ.
Freitag, 25. Juni: Nagl und Eustacchio treffen einander zum obligaten Vieraugengespräch, anschließend eröffnen sie die Lendplatz-Markthalle. Neuwahlen sind dabei angeblich nie Thema. Montag, 28. Juni: In der Früh offenbart Nagl intern, es sei jetzt so weit: Er wolle im Herbst wählen lassen. VPMandatare werden per Mail sowie telefonisch informiert – hinter vorgehaltener Hand auch Journalisten. Als die Ersten unter ihnen nachfragen, soll Nagl förmlich toben und die Seinen erneut zu sich „bitten“. „Wir wollten Eustacchio am Montagabend unterrichten und die Öffentlichkeit dann am Dienstag“, meint einer an der VP-Spitze.
28. Juni, 16.25 Uhr: Online wird die „Politbombe“vermeldet. Davon informiert Eustacchios Team den irritierten FP-Chef, der in Wien weilt, per SMS – als dieser gerade in der Mariahilferstraße steht. Dann läutet sein Handy: Nagl ist dran.