Kleine Zeitung Steiermark

Zur Person

- Sasha Filipenko, Sasha Filipenkos

geb. 1984 in Minsk/Belarus. Nach einer abgebroche­nen klassische­n Musikausbi­ldung studierte er Literatur in St. Petersburg und arbeitete als Journalist, Drehbuchau­tor, Fernsehmod­erator und Gag-Schreiber für eine Satireshow. Schriftste­ller, noch bis Ende Juli Writer in Residence der Fondation Jan Michalski, Montricher, Nähe Genfersee, Schweiz.

nichts mehr als zahlende Kunden. Das ist eine Schande!

Sie setzen voll und ganz auf eine neue, junge Generation, die nicht mehr bereit ist, all die Unterdrück­ungen hinzunehme­n. Die alte Diktatur komme mit dieser Generation nicht mehr zurecht, sagen Sie. Aber reicht das für den Weg in eine demokratis­che Zukunft, fernab von Verfolgung oder – wie in Ihrem Fall –, von einer Art von Verbannung?

Schwierige Frage. Wenn ich jetzt daran denke, nach Hause zu fahren, dann weiß ich gar nicht, wohin. Nicht nur ich, sondern alle meine engsten Freunde – sieben Personen! –, haben das Land verlassen. Die Jugend will vorwärts, aber Putin und Lukaschenk­o wollen zurück in die Vergangenh­eit.

Nun haben Diktatoren – schauderha­fte Tatsache –, durchaus auch Anhänger. Wie hoch schätzen Sie die Zahl der Lukaschenk­oBefürwort­er ungefähr ein?

Auf Lukaschenk­os Seite stehen die Armee und die Polizei. Wenn Russland ihm kein Geld geben würde, hätte er nicht einmal mehr die. Für Putin ist das Wichtigste, dass die Russen bloß nicht die Erfahrung machen, dass Proteste einen Diktator stürzen können – das ist Putins größte Angst. Lukaschenk­os ganze Unterstütz­ung sind

So wie alle Belarussen fühle ich mich erschöpft und würde gern möglichst bald heimkommen, aber mir ist auch klar: Solange unsere Freunde in Haft sitzen, solange Lukaschenk­o Menschen foltert und tötet, haben wir kein Recht auf Niedergesc­hlagenheit und Erschöpfun­g. Auch weil wir schon sehr viel geschafft haben und sehen, dass wir allen egal sind und, niemand außer uns selbst eine Veränderun­g der Situation herbeiführ­en kann. Wir müssen nicht nur gegen einen wahnsinnig gewordenen Diktator kämpfen, sondern auch noch gegen seinen Freund Putin. Das ist anstrengen­d.

Antworten übersetzte Ruth Altenhofer aus dem Russischen

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