„Behinderung habe ich mir nicht ausgesucht“
plantate haben auch ihre Grenzen, so Reinelt, der sich eine Ausnahme nennt, weil er gebärden kann. Die Lautsprache ist aber seine Muttersprache, deshalb benötigt er das Schriftdolmetschen genauso.
Dass Dolmetschkosten übernommen werden, ist ein „extremer Kampf für Betroffene“, sagt Harald Tamegger vom Dachverband des Österreichischen Schwerhörigenbund. Bei Behördengängen oder Arztbesuchen müssen Gebärdensprachdolmetscher beantragt werden, Schriftdolmetscher werden nicht einmal in jedem Bundesland gewährt.
setzte sich Reinelt dafür ein: Als das Land seinen Antrag auf Kostenübernahme 2019 ablehnte, wandte er sich an die Antidiskriminierungsstelle. Die schaltete die Volksanwaltschaft ein. Im Mai 2020 verankerte das Land dann Schriftdolmetschen rechtlich als Leistung. „Das ist der erste richtige Schritt“, so Reinelt.
Für den beruflichen Bereich ist das Sozialministerium zuständig. Reinelt, der Pädagogik und Geologie studierte und über 20 Jahre im Behindertenbereich gearbeitet hat, ist jetzt
Hundetrainer und steckt seit März in einem Schlichtungsverfahren. Das Ministerium bewilligt ihm keinen Dolmetscher für Fortbildungen. „Die Wertschätzung eines Behinderten gegenüber ist gleich null. Allein das Verfahren ...“
Aufgeben kommt für Reinelt aber nicht infrage. Der „bedingungslose und barrierefreie Zugang“zu Schrift- und Gebärdensprachdolmetschern als Dienstleitung ist das Ziel. „Ich habe mir – genauso wie alle andere – die Behinderung nicht ausgesucht.“Hörschädigung sei nach wie vor ein Tabuthema und vor allem für Ältere mit Scham verbunden. „Bietet man Schriftdolmetschen selbstverständlich an, können Betroffene wieder mehr am Leben teilnehmen.“