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zen. Die Maßnahmen können deshalb nicht einmal getroffen werden, sie müssen ständig verbessert und angepasst werden, auch wenn das mühsam ist. Das gilt zunehmend auch für die den Maßnahmen zugrunde liegenden Kriterien, etwa weil die Impfung das Pandemiegeschehen grundlegend verändert. Es geht also darum, die Maßnahmen auf die jeweils aktuelle Situation zuzuschneiden und sich um beide Ziele – Gesundheitsschutz mit möglichst wenig Freiheitseinschränkung – gleichzeitig zu bemühen.
Sie beraten zahlreiche Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger, darunter auch die deutsche Bundesregierung. Wo holen Sie sich Rat?
Der Ethikrat besteht aus 24 Mitgliedern, da bin ich nicht allein. Wir beraten auf Basis unserer kollektiven Forschung, unseres kollektiven Wissens und holen uns viel zusätzliche Expertise. Wir ringen in diesem Gremium regelmäßig um unsere gemeinsame Position. Zum anderen betreibe ich seit Beginn dieser Pandemie Crowdsourcing. Ich berate mich mit Medizinethikerinnen und -ethikern weltweit. Wir haben uns, als diese Krise losging, sehr schnell vernetzt, etwa in Facebook-Gruppen oder über Google-Docs, und Wissen, Erfahrungen, Hinweise, Ratschläge ausgetauscht. Auch mit Forschenden anderer Disziplinen bin ich regelmäßig im Austausch. Eine schnelle, wunderbare Quelle für aktuelle Forschungsergebnisse ist auch Twitter. Aber ganz generell war das gesamte letzte Jahr ein kontinuierlicher Lernprozess.