Zur Person
einer Pandemie aber nicht ganz irrelevant. Auch darüber sollte man diskutieren und mit Blick auf die jeweils aktuelle und die absehbare Situation Vor- und Nachteile abwägen.
Könnte man im Sinne der Generationengerechtigkeit nicht auch sagen: Es braucht eine Impfpflicht bei den Erwachsenen, um Kinder und Jugendliche zu schützen? Denn es gibt Studien, die belegen, dass bei höherer Durchimpfungsrate der Älteren die Jüngeren ebenso geschützt sind.
Wir haben vom Ethikrat eine Impfpflicht ausgeschlossen. Aber wenn man Kinder und Jugendliche nicht oder nachrangig impft, dann sollte man im Gegenzug so viele ältere Menschen wie möglich immunisieren und auch mithilfe anderer Maßnahmen versuchen, die Inzidenzen niedrig zu halten, um Jüngere zu schützen, Schulen zu sichern. Sonst gibt man die Altersgruppen dem Virus preis.
einfach
Die Pandemie hat Solidarität geweckt, mit Fortdauer scheint diese, vor allem gegenüber Jüngeren, geschwunden zu sein. Wie lautet Ihre Erklärung dafür?
Spontane Solidarität funktioniert, ohne dass man eine Gegenleistung erhält. Solidarität, die nicht freiwillig ist, und/oder lange eingefordert wird, benötigt – um dauerhaft stabil zu bleiben – eine gewisse Gegenseitigkeit. Das bedeutet, es ist an der Zeit, dass junge Menschen anders in den Blick genommen werden. Junge Menschen haben sich sehr lange solidarisch gezeigt zum Schutz der Menschen mit höheren Risiken. Gleichzeitig lernt man immer mehr, wie stark die Belastungen bei ihnen im Verlauf der Pandemie gestiegen sind. Deshalb sollten sie bei der Impfung nicht wieder als Letzte
ist seit Mai 2020 Vorsitzende des Deutschen Ethikrates. Dieses Gremium berät etwa auch die deutsche Bundesregierung. Die Medizinethikerin ist Professorin für Ethik der Medizin und Gesundheitstechnologien und Direktorin des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin der Technischen Universität München. Im Juni 2021 erhielt die 43-Jährige den Deutschen Nationalpreis. drankommen und es sollte ihre Leistung stärker anerkannt werden. Zusätzlich braucht es kreative und großzügige Unterstützungsprogramme, um bei dieser Generation – den Schülerinnen, aber auch den Auszubildenden, Studierenden und Berufsanfängern – auszugleichen.
Wenn wir an den weiteren Verlauf der Pandemie denken: Wie viele Fälle, auch Todesfälle, kann man zulassen, um unsere Freiheit wiederzuerlangen? Und wie bewertet man so etwas?
Meiner Meinung nach sollte man nicht so an dieses Problem herangehen, mit irgendwelchen Schwellenwerten für akzeptable Todeszahlen. Das ist eine falsche Gegenüberstellung: Es geht darum, die Freiheiten, die unsere Gesellschaft ausmachen, so wenig wie möglich einzuschränken, und gleichzeitig darum, die Gesellschaft und das Gesundheitssystem zu schütjüngeren
meint, der Fall der tot aufgefundenen Leonie zeige einen paradoxen Punkt im Asylrecht auf.