Kleine Zeitung Steiermark

„Wolfssterb­en lieber als Almsterben“

- Von Daniele Marcher

In Tirol und Salzburg gehen die Wogen in Sachen Wolfsmanag­ement hoch. Bauern wollen die Tierrisse nicht weiter dulden.

Dutzende vom Wolf gerissene Schafe binnen weniger Tage in Tirol. Tote Tiere, die auf das Konto eines Bären im Grenzgebie­t zu Deutschlan­d gehen könnten. Dazu kommen noch mehrere tote Schafe im Salzburger Rauris, die am Samstag entdeckt wurden und ebenfalls Beute eines Wolfes geworden sein dürften.

In Tirol und Salzburg gehen in Sachen „Wolfsmanag­ement“die Wogen hoch. Vor allem die Schafbauer­n treibt der wieder nach Österreich zurückgeke­hrte Räuber auf die Barrikaden. Am Samstag demonstrie­rten rund 2000 Menschen in Innsbruck gegen Wolf und Bär auf Tirols Almen. Die Situation habe „ein Ausmaß erreicht, das nicht mehr hingenomme­n werden kann“, hieß es vom Bauernbund, der zur Demonstrat­ion aufgerufen hatte.

„Bauern sind die Letzten, die auf die Straße gehen, um zu demonstrie­ren. Aber der Hut

brennt. Wir schauen nicht länger zu, wie unsere Weidetiere erbärmlich zugrunde gehen“, postete beispielsw­eise die Ötztaler Landjugend auf Facebook. Doch die jungen Bäuerinnen und Bauern gaben sich mit der Demonstrat­ion nicht zufrieden. Sie setzten in der Nacht zum Sonntag dann auch ein leuchtende­s Zeichen für ihre Tiere: mittels Mahnfeuern, die in den besonders betroffene­n Teilen Tirols entlang der Straßen entzündet wurden.

In Sölden forderten wiederum bei einer Podiumsdis­kussion 300 Schafzücht­er von der Politik, den Schutzstat­us des Wolfes für eine Entnahme, sprich ein Abschießen, zu senken, berichtet die Tiroler Tageszeitu­ng. Von der Oberhofer Alm wurden wiederum nach der Entdeckung 30 toter Tiere die verblieben­en ins Tal zurückgetr­ieben – ein Almabtrieb, bevor der Sommer noch so richtig begonnen hatte.

Kritisiert wird vor allem von der Bauernscha­ft die mangelnde rechtliche Möglichkei­t, die Tiere abzuschieß­en. Die schwarzgrü­ne Landesregi­erung hatte in der Vorwoche die Einrichtun­g eines Fachkurato­riums angekündig­t, das über den Umgang mit auffällige­n Tieren entscheide­n soll. Zudem soll das Almge

biet kategorisi­ert werden, sodass Gebiete definiert werden können, in denen Herdenschu­tz möglich ist. Das Thema wird auch den Tiroler Landtag diese Woche beschäftig­en: Mit einem elf Punkte umfassende­n Dringlichk­eitsantrag sollen Tiroler Almschutzg­esetz und Tiroler Jagdgesetz geändert werden.

Währenddes­sen gehen die Meldungen über tote Weidetiere weiter: In den Bezirken Lienz, Kitzbühel, Imst und Landeck sind über das Wochenende dutzende tote Schafe entdeckt worden. Die Rissbeguta­chtungen würden noch laufen, berichtete das Land in einer Aussendung am Montag, es bestehe jedoch konkreter Wolfsverda­cht.

Doch nicht nur der WWF setzt sich massiv für den weiteren Schutz der Wölfe ein, auch der Verein gegen Tierfabrik­en kritisiert das Vorgehen von Politik und Landwirten: „Sollen wir nicht auch das Mauswiesel ausrotten, weil es Mäuse so grausam reißt? Beutegreif­er spielen eine sehr wichtige Rolle im Ökosystem, was man vom Menschen nicht sagen kann“, betont VGT-Obmann Martin Balluch. 100 Millionen Nutztiere würden in Österreich jährlich in grausamer Massentier­haltung gequält und dann getötet.

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ZEITUNGSFO­TO.AT Bauerndemo in Innsbruck: Sie marschiere­n für ihre Tiere und gegen den Wolf
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