„Das jüdische Leben rückt ins Zentrum“
Kulturjahr setzt mit mobilem Bethaus der Jüdischen Gemeinde ein starkes Zeichen.
Selten hat die Eröffnung eines Kunstwerkes in Graz so ein Aufgebot an Sicherheitskräften mit sich gebracht. Fast eine Hundertschaft an Verfassungsund Personenschützern sowie Grazer Polizisten haben den Hauptplatz und das Rathaus in eine Hochsicherheitszone verwandelt.
Es galt, das Kunstwerk „Mobiles Bethaus“von Oskar Stocker und Luis Rivera zu eröffnen, das vom Präsidenten der Jüdischen Gemeinde in Graz und der Steiermark, Elie Rosen, mitinitiiert wurde. Eine begehbare Skulptur mit dem Grundriss eines Davidsterns, die sich nach außen schroff und grau in die Stadt stellt, um dem Besucher im Inneren in schlichtem Weiß viel Raum für Reflexion zu geben.
Unter den zahlreichen Festgästen waren Landtagspräsidentin Manuela Khom, Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und Bürgermeister Siegfried Nagl. Letztere und Rosen mahnten dem Antisemitismus, auch im Kleid des Antiisraelismus, entschieden zu begegnen. Auch erinnerten die Redner an die Übergriffe auf die Grazer Synagoge und die Attacke des Aggressors auf Rosen voriges Jahr. Doch sei das Bethaus nicht nur Mahnmal, sondern auch ein starkes Signal, um das jüdische Leben in Graz ins Zentrum zu stellen. Ein Anliegen, das die Künstler Stocker und Rivera mit Nachdruck verfolgten: „Es sollte nicht wie die Synagoge in Gries stehen, sondern hier direkt auf dem Hauptplatz.“Auch sei vereinbart worden, dass in der Zeit, in der das Bethaus hier zu besuchen ist, keine andere Veranstaltung auf dem Hauptplatz stattfindet.
Ein wahrhaft starkes Signal, das auch exportiert werden soll, wie Rosen festhält: Es sei eben deshalb ein „mobiles Bethaus“, weil es auf Wanderschaft gehen soll; „in alle Partnerstädte von Graz, in denen es auch eine jüdische Gemeinde gibt.“Ljubljana hat er als nächste Station schon auf dem Routenplan.
Monitore an der Außenwand thematisieren historisch belastete Straßennamen, die Schoah und die Diaspora des jüdischen Volkes. Das Bethaus richte sich an alle und öffne sich allen, die darin Spiritualität oder Reflexion suchen, sagt Rosen. Es ist für die Künstler auch ein Werk, das Versöhnung sucht.