Kleine Zeitung Steiermark

Zweierlei Maß

- Martin Gasser

Die Salzburger Festspiele starten heute mit „Jedermann“, in Bregenz lädt man ab nächster Woche auf die Seebühne. Die Flaggschif­fe der Hochkultur gehen mit vollen Segeln von Anker. Es gibt natürlich Sicherheit­skonzepte, aber keine Platzbesch­ränkungen, in Bregenz hat man 280.000 Karten aufgelegt, in Salzburg 209.000.

Während sich also eine halbe Million Besucherin­nen und Besucher an Opern, Theater und Konzerten erfreuen darf, hat die Gemeinde St. Pölten dem Frequency einen Riegel vorgeschob­en. Das von 19. bis 22. August geplante Musikfest, für das 50.000 Karten verkauft waren, wurde aus Sicherheit­sgründen abgesagt: Grundlage ist eine Verordnung, die Outdoor-Veranstalt­ungen auf 3000 Besucher beschränkt.

Die Veranstalt­er kämpften heftig um ihr Festival, mit einem PCR-Konzept hätte sich – laut einer Studie des Simulation­sforschers Niki Popper – die Zahl der Infektione­n stark reduzieren lassen. Natürlich ist die Durchimpfu­ngsrate der FrequencyB­esucher niedriger als jene in Salzburg und Bregenz. Dennoch entsteht der Eindruck, dass Hoch- und Popkultur mit zweierlei Maß gemessen werden. In Bregenz werden weit mehr als 3000 Besucher pro Abend zur Seebühne kommen, und die Behörde attestiert­e dem Frequency ein „ausgezeich­netes Sicherheit­skonzept“. ie Veranstalt­er vertrösten auf 2022, es klingt nach Durchhalte­parole. Dass es für die Frequency-Besucher einen Impfanreiz gegeben hätte, weil für Geimpfte die Tests entfallen wären: Auch das zählte für die Behörde nicht.

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