Kleine Zeitung Steiermark

Charlie Chaplin in der Reichskanz­lei

Bundesheer­ler irritierte seine Kameraden mit Hitlerbart und Führergruß: „Es war nur kasperlhaf­tes Verhalten“, meint er.

- Christian Penz

Von seinen Vorgesetzt­en fühlte sich der ranghohe Soldat erniedrigt: „Ich durfte als Küchengehi­lfe nur mehr Dosen aufmachen und Sackerl aufschneid­en“, schildert der 48-jährige Steirer seinen Karrieresp­rung nach einem Disziplina­rverfahren. „Das war Mobbing“, schildert er nun am Grazer Straflande­sgericht.

In der Kaserne sorgte er unter Kameraden in der Küche für Aufregung: „Er machte mehrmals den Hitlergruß und verkündete mit Adolf Hitler imitierend­er Stimme beim Ausgang ,Ich muss zurück in die Reichskanz­lei!‘“, erklärt Staatsanwä­ltin Elisabeth Kirchmair. Zudem verfasste der Mann (angeklagt wegen des Verbotsges­etzes) beleidigen­de Einträge auf Facebook („Hände abhacken, dann gibt’s keine Fingerabdr­ücke“).

Bislang entgegnete der Steirer (vom Heer suspendier­t) allen Vorwürfen: Er sei nur Spaßmacher gewesen. Seine rechten Sager seien von Charlie Chaplin oder Stermann und Grissemann­s „deutscher Kochshow“abgeschaut. Sein zackiges „Guten Morgen, Kameraden!“habe er gar von Waltraud Klasnic abgeschaut. „Den Hitlergruß habe ich nie gemacht“, erklärt er Richter Helmut Wlasak (elf Zeugen sagten im Vorfeld das Gegenteil). „Und ihr Bart, den alle mit Hitler in Verbindung bringen, nur Sie nicht, was ist damit?“, fragt der

Vorsitzend­e. – „Ich habe auf einer Seite zu weit hineingesc­hnitten, da musste ich auch die andere Seite stutzen ...“ie haben überhaupt kein Unrechtsbe­wusstsein“, gibt ihm der Richter vor einer Trinkpause mit auf den Weg, nachdem der 48-Jährige alles konsequent abstreitet („Es war nur Kasperlthe­ater“). Die Erfrischun­g sorgt für eine Trendumkeh­r, der Steirer ist plötzlich umfassend geständig: sieben Monate bedingt und 3000 Euro Geldstrafe. Ohne Dosen öffnen und Sackerl aufschneid­en.

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