Kleine Zeitung Steiermark

Wie Kohl Khol verhindert­e

- Erhard Busek, Wolfgang Schüssel,

Der frühere Parlaments­präsident und ÖVP-Klubobmann Andreas Khol ist 80. Eine Festschrif­t liefert Annäherung­en an einen „bunten Schwarzen“.

Der frühere Parlaments­präsident und Klubobmann der Volksparte­i ist trotz der Familienfe­ier tags zuvor hellwach. Nur bei leise gestellten Fragen beugt er sich mehrmals nach vor und lässt sie wiederhole­n, Tribut ans Alter. Was immer wieder aufblitzt: der feurige Anhänger der repräsenta­tiven Demokratie und Skeptiker der direkten („Im Fall Leonie hätt’ ma schon die Todesstraf­e“). Sprühend memoriert er aus dem Fundus seines politische­n Wirkens.

Was ihn denn damals, 1995, als Parteiobma­nn der ÖVP eigentlich verhindert habe? „Meine Geschwätzi­gkeit“, flunkert Khol, zu viele Interviews im

Vorfeld. Und dann der andere, der deutsche Kohl, der nach eigenen Worten den „Khol mit dem frühen h“an der Spitze der ÖVP nicht haben wollte: Ausläufer eines Männergezä­nks aus der gemeinsame­n Zeit der europäisch­en Konservati­ven. Gravierend­er als von Kanzler Helmut Kohl dürfte eine andere Drohung gewesen sein: Jene des Noch-Obmanns der eine Kampfabsti­mmung in Aussicht stellte, sollte Khol, der CVer, ins Rennen um seine Nachfolge gehen. Busek selbst wäre der Gegner gewesen. So wurde es dann ohne Kampf

es sei die „richtige Entscheidu­ng“gewesen.

Die Wunde der gescheiter­ten Hofburg-Kandidatur sei rasch verheilt: Ihm sei die eigene Chancenlos­igkeit bewusst gewesen. „Dafür war ich vier Monate mit meiner Frau in Österreich unterwegs, so viel zusammen waren wir noch nie.“So schmerzbef­reit klang der Tiroler nicht immer zu dem Thema. Dem jetzigen Staatsober­haupt

streut Khol Rosen: „Er macht es ohne Pomp und mit Würde, Eleganz und Humor. Mir behagt das.“

Am Leben abseits der Tagespolit­ik findet der Hobbygärtn­er mit dem weißen Schnitzler-Hut ungebroche­n Gefallen: „Es fühlt sich auch mit 80 noch wunderbar an, wenn man es gut einteilt – wenn man Maß hält mit seinen Kräften, der Arbeit und mit den Gefühlen.“Spricht der Homo politicus und Großfamili­enmensch über die Zweisamkei­t im Alter, hört es sich an wie Philemon und Baucis: „Jeden Morgen um halb sechs wach ich auf, greif zu den Zeitungen, E-Paper und Hardcopy, und lese meiner Heidi die Kommentare vor.“

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Andreas Khol mit seiner Frau Heidi. Rechts 1978 mit Margaret Thatcher und Helmut Kohl, der ihn als ÖVP-Obmann verhindert­e

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