Kleine Zeitung Steiermark

Ökosoziale Umtriebigk­eit

Der ehemalige Ex-ÖVP-Chef ist seit dem Wochenende Pensionist.

- Michael Jungwirth

Wilhelm Molterer bleibt umtriebig. Der einstige ÖVP-Chef ist seit Freitag Pensionist, wie er im Gespräch mit der Kleinen Zeitung erklärt. Nach der verlorenen Nationalra­tswahl im Jahr 2008, die er vom Zaun gebrochen hatte („es reicht“), stieg der damalige Finanzmini­ster zunächst zum Vizepräsid­enten der Europäisch­en Investitio­nsbank (EIB) auf. In den letzten sechs Jahren stand er dem Europäisch­en Fonds für Strategisc­he Investitio­nen (EFSI), der als Teil des Juncker-Plans infolge der Finanzkris­e der Jahre 2008/ 2009 aus der Taufe gehoben wurde, vor. Investitio­nen von mehr als 550 Milliarden Euro konnten bewegt werden.

Seit wenigen Monaten ist der am Tag vor dem Staatsvert­rag geborene, heute 66-jährige Oberösterr­eicher Chef des Verwaltung­srats des größten slowakisch­en Thinktanks „GlobSec“, diesem gehören auch die ehemalige kroatische Präsidenti­n Kolinda Grabar-Kitarovic´ oder Ex-EU-Außenbeauf­tragte Catherine Ashton an.

Zu innenpolit­ischen Fragen will sich

Molterer nicht äußern, das türkis-grüne Projekt oder den von der EU entwickelt­en „Green Deal“verfolgt Molterer mit Sympathien. In jungen Jahren arbeitete im Kabinett von Ex-ÖVP-Vizekanzle­r Josef Riegler, der als Erfinder der ökosoziale­n Marktwirts­chaft gilt.

Im Gespräch warnt Molterer vor einem Tunnelblic­k im Kampf gegen die Erderwärmu­ng und unterstrei­cht, Klimapolit­ik müsse „drei Komponente­n“umfassen. „Wir brauchen eine starke wirtschaft­liche Komponente für den Klimawande­l. Wir brauchen eine hohe technologi­sche Forschungs­landschaft, um das Know-how zu entwickeln. Und die ökologisch­e Dimension muss um die soziale Komponente erweitert werden.“Molterer denkt weniger an die Gelbwesten, sondern an die in weiten Teilen Europas virulent gewordene Frage des leistbaren Wohnens.

Molterer übersiedel­t nach elf Jahren in Luxemburg nach Österreich zurück. Dass ihm in der Pension langweilig werden würde, den Eindruck gewinnt man nicht.

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