Weltraumflug als Milliardärshobby
Heldenpose: Jeff Bezos will morgen zum Flug ins All starten – als zweiter Milliardär im Rennen
Der nächste Start im Weltraum-Wettrennen der Superverdiener steht an. Aber: Kritik an den Vergnügungsastronauten wächst.
Erster kann schon nicht mehr werden. Kurz nachdem der AmazonGründer mit viel Fanfare einen Ausflug ins All angekündigt hatte, drängelte sich ein anderer Milliardär dazwischen. Rund zehn Tage vor dem für morgen, 20. Juli, angekündigten AllKurztrip von Bezos flog, wie berichtet der Brite mit seinem Raumschiff „VSS Unity“in den Weltraum.
Jetzt zieht Bezos also nach – aber das Milliardärs-Wettrennen um die lukrative Spitzenposition im Geschäft mit dem Weltraumtourismus bekommt starken Gegenwind: Kritiker sehen darin egoistische Geldver
ohne Rücksicht auf das Klima und weitgehend ohne wissenschaftliche Forschungsinteressen.
„Seit meinem fünften Lebensjahr träume ich davon, ins All zu reisen“, entgegnet dem der 57jährige Bezos. Schon vor rund 20 Jahren gründete der laut „Forbes“-Magazin reichste Mensch der Welt deswegen die Raumfahrtfirma Blue Origin. Morgen soll sein Raumschiff „New Shepard“nun auf den Tag genau 52 Jahre nach der ersten Mondlandung erstmals mit Menschen an Bord starten.
Neben Bezos nehmen in der Kapsel mit den „größten Fenstern im Weltraum“sein Bruder die 82-jährige Ex-Pilotin
und der 18-jährige Niederländer Oliver Daemen, dessen Vater ihm den Flug geschenkt hat, Platz. Funk wäre dann der älteste Mensch, der je ins All geflogen ist – Daemen der jüngste.
Ihren höchsten Punkt soll die Raumkapsel in mehr als 100 Kilometer Höhe über der Erde erreichen. Danach soll sie, durch große Fallschirme gebremst, in der texanischen Wüste landen. Insgesamt soll der Trip zehn Minuten dauern.
Ob Branson, Bezos und der dritte Milliardär mit Raumfahrt-Ambitionen, SpaceXGründer im Weltschwendung raum wirklich Tourismus etablieren können, wird sich erst zeigen. Die Kritik nimmt jedenfalls zu. „Dass Milliardäre ins All fliegen, ist kein Zeichen von Fortschritt“, schrieb etwa der frühere US-Arbeitsminister Robert Reich auf Twitter. Und der Chef des UN-Welternährungsprogramms rief Branson und Bezos auf, sich neben ihren Weltraum-Abenteuern auch für die Hunger leidenden Menschen auf der Erde einzusetzen. Auch die fehlende Rücksicht auf das Klima wird immer wieder kritisiert – die Raumfahrt gehört zu den emissionsreichsten Unternehmungen der Menschheit.