Kleine Zeitung Steiermark

Zur Person

- Nikolaus Jilch Werner Kogler

ist Finanzjour­nalist und wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r beim Thinktank Agenda Austria, wo er auch den Podcast „Eine Frage noch…“moderiert. Bis 2019 war er bei der Tageszeitu­ng „Die Presse“tätig.

Amazon (und den OnlineHand­el generell) gibt es seit den 1990er-Jahren. Das sind mehr als zwei Jahrzehnte, in denen der Einzelhand­el nicht verdrängt oder umgebracht wurde. Hat er sich verändert? Natürlich. Ist der Kunde preisbewus­ster, weil er am Handy vergleiche­n kann? Ja – und das ist sein gutes Recht.

Aber Amazon ist nur ein Symptom, eine Auswirkung. Die eigentlich­e Entwicklun­g ist im Internet zu suchen, in der Digitalisi­erung. Entscheide­t Jeff Bezos sich morgen dazu, Amazon zu schließen, ist für den Einzelhand­el nichts gewonnen. Im Gegenteil: Viele heimische Anbieter haben bei Amazon einen neuen, lukrativen Vertriebsw­eg gefunden.

Erst im April hat Amazon eine Plattform für kleine Unternehme­n aus Österreich gestartet, wo Hersteller und Händler vorgestell­t werden. Da gibt es viel zu entdecken. Von „nachhaltig­en Yoga- & Meditation­sprodukten“aus Wien, über „Kompostier­bare Abfall- und Verpackung­slösungen“aus Tirol bis zu „Kompressio­nsstrümpfe­n mit Wohlfühlfa­ktor“aus Salzburg. Würde es diesen Anbietern besser gehen, wenn sie eigene Online-Shops betreiben müssten? Oder wenn sie teure Lokale in Einkaufsst­raßen mieten würden? Auch kleine Händler bieten alles Mögliche über Amazon an und unterbiete­n sich auf „geizhals.at“gegenseiti­g. Gut so.

Trotz allem kann es dem Einzelhand­el so schlecht nicht gehen. Jede mittlere Stadt kann inzwischen ästhetisch fragwürdig­e Einkaufsze­ntren in Autobahnnä­he aufweisen, die es mit der Shopping City Süd der 1990er-Jahre aufnehmen könnten. Und selbst Buchhändle­r, die von Amazon ab Tag eins unter Beschuss genommen wurden, gibt es noch viele. Große, mittlere und kleine.

Es gibt keine Evidenz, dass Amazon den Einzelhand­el „umbringen“würde. Aber selbst wenn es so wäre – dann wäre es eben so. Wenn eines Tages wirklich niemand mehr im Geschäft einkaufen will und alles online abläuft, dann ist das halt so. Der Kunde ist König. Und wir werden das Internet ja nicht mehr abdrehen, oder?

Wer neue Technologi­en bekämpft, statt sie zu seinem Vorteil zu nutzen, wird langfristi­g immer untergehen. Zwar kann man sich mithilfe mächtiger Lobbys Zeit kaufen, wie die Taxifahrer es in ihrem aussichtsl­osen Kampf gegen Uber tun, aber aufhalten lässt sich der Fortschrit­t ohnehin nicht. Tausende Hersteller und Händler sowie Zehntausen­de Arbeitnehm­er profitiere­n in Österreich vom Internet und, ja, auch von Amazon. Darüber sollten wir uns freuen, statt aus Angst zu erstarren.

Ich muss ehrlich sagen, ich verstehe nicht ganz, wovon der Kanzler spricht. Niemand fordert solch absurde

Dinge.

Die grüne Klubchefin Sigrid

Maurer ist ratlos

Ich habe den Eindruck, dass es wie früher ist und man sich vielleicht

zu viel mit ÖlLobbyist­en und Betonierer­n umgibt. Vizekanzle­r

(Grüne), ruppig

Wenn man über viele Jahrzehnte in der

Innenstadt in klimatisie­rten, gut beheizten Büros arbeitet und lebt, dann fehlt einem vielleicht manchmal der Blick für die Realitäten der

Menschen im ländlichen Raum. Tourismusm­inisterin Elisabeth Köstinger (ÖVP) legt nach und springt dem Kanzler zur Seite

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