Zur Person
ist Finanzjournalist und wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Thinktank Agenda Austria, wo er auch den Podcast „Eine Frage noch…“moderiert. Bis 2019 war er bei der Tageszeitung „Die Presse“tätig.
Amazon (und den OnlineHandel generell) gibt es seit den 1990er-Jahren. Das sind mehr als zwei Jahrzehnte, in denen der Einzelhandel nicht verdrängt oder umgebracht wurde. Hat er sich verändert? Natürlich. Ist der Kunde preisbewusster, weil er am Handy vergleichen kann? Ja – und das ist sein gutes Recht.
Aber Amazon ist nur ein Symptom, eine Auswirkung. Die eigentliche Entwicklung ist im Internet zu suchen, in der Digitalisierung. Entscheidet Jeff Bezos sich morgen dazu, Amazon zu schließen, ist für den Einzelhandel nichts gewonnen. Im Gegenteil: Viele heimische Anbieter haben bei Amazon einen neuen, lukrativen Vertriebsweg gefunden.
Erst im April hat Amazon eine Plattform für kleine Unternehmen aus Österreich gestartet, wo Hersteller und Händler vorgestellt werden. Da gibt es viel zu entdecken. Von „nachhaltigen Yoga- & Meditationsprodukten“aus Wien, über „Kompostierbare Abfall- und Verpackungslösungen“aus Tirol bis zu „Kompressionsstrümpfen mit Wohlfühlfaktor“aus Salzburg. Würde es diesen Anbietern besser gehen, wenn sie eigene Online-Shops betreiben müssten? Oder wenn sie teure Lokale in Einkaufsstraßen mieten würden? Auch kleine Händler bieten alles Mögliche über Amazon an und unterbieten sich auf „geizhals.at“gegenseitig. Gut so.
Trotz allem kann es dem Einzelhandel so schlecht nicht gehen. Jede mittlere Stadt kann inzwischen ästhetisch fragwürdige Einkaufszentren in Autobahnnähe aufweisen, die es mit der Shopping City Süd der 1990er-Jahre aufnehmen könnten. Und selbst Buchhändler, die von Amazon ab Tag eins unter Beschuss genommen wurden, gibt es noch viele. Große, mittlere und kleine.
Es gibt keine Evidenz, dass Amazon den Einzelhandel „umbringen“würde. Aber selbst wenn es so wäre – dann wäre es eben so. Wenn eines Tages wirklich niemand mehr im Geschäft einkaufen will und alles online abläuft, dann ist das halt so. Der Kunde ist König. Und wir werden das Internet ja nicht mehr abdrehen, oder?
Wer neue Technologien bekämpft, statt sie zu seinem Vorteil zu nutzen, wird langfristig immer untergehen. Zwar kann man sich mithilfe mächtiger Lobbys Zeit kaufen, wie die Taxifahrer es in ihrem aussichtslosen Kampf gegen Uber tun, aber aufhalten lässt sich der Fortschritt ohnehin nicht. Tausende Hersteller und Händler sowie Zehntausende Arbeitnehmer profitieren in Österreich vom Internet und, ja, auch von Amazon. Darüber sollten wir uns freuen, statt aus Angst zu erstarren.
Ich muss ehrlich sagen, ich verstehe nicht ganz, wovon der Kanzler spricht. Niemand fordert solch absurde
Dinge.
Die grüne Klubchefin Sigrid
Maurer ist ratlos
Ich habe den Eindruck, dass es wie früher ist und man sich vielleicht
zu viel mit ÖlLobbyisten und Betonierern umgibt. Vizekanzler
(Grüne), ruppig
Wenn man über viele Jahrzehnte in der
Innenstadt in klimatisierten, gut beheizten Büros arbeitet und lebt, dann fehlt einem vielleicht manchmal der Blick für die Realitäten der
Menschen im ländlichen Raum. Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) legt nach und springt dem Kanzler zur Seite