Kleine Zeitung Steiermark

FELIX OHSWALD

- Wie rekrutiere­n Sie? Ein Jahr

zinslage zusammen. Wenn du als Fonds 100 Millionen Euro am Konto liegen hast, wird das jedes Jahr weniger. Du musst also investiere­n, alles andere wäre blöd. Das sorgt für viel, viel Kapital, das im Markt da ist.

Die Stunde Nachhilfe kostet bei Ihnen zwischen 18,80 Euro und 26,90 Euro. Da sind aber noch keine Steuern oder Sozialvers­icherungsb­eiträge dabei, außerdem geht ein Teil davon an GoStudent. Können Lehrende davon leben?

Wir sind mit unserem Service noch ganz am Anfang. Wir haben jetzt den Einzelunte­rricht – künftig wollen wir das erweitern, etwa Gruppenunt­erricht anbieten. So kann man die Verdienstm­öglichkeit­en für Lehrer attraktive­r gestalten. Insgesamt ist es so, dass heute knapp zehn Prozent unserer Lehrer ein Vollzeit-Pensum machen.

Im deutschspr­achigen Raum beginnen die meisten Lehrer im Alter von 20 bis 30 Jahren. Das sind meistens sehr engagierte Universitä­tsstudente­n, die einen Nebenjob suchen. In Griechenla­nd zum Beispiel sind die meisten unserer Lehrer richtige Schullehre­r.

Wodurch unterschei­det sich die von Ihnen vermittelt­e Nachhilfe von konvention­eller Konkurrenz?

Das beginnt bei der Lehrersele­ktion. Offline bin ich davon abhängig, wer im Umfeld wohnt. Online kann ich Lehrer aus dem ganzen Land abrufen. Zweitens kann ich online den Unterricht messbarer machen. Ich kann also viel besser kontrollie­ren, ob er in die richtige Richtung geht. Gibt’s hohe Zufriedenh­eit, Unzufriede­nheit, Feedback, von dem ich lernen kann? So kann ich ganz eng mit Familie und Lehrer zusammenar­beiten – und das Service besser auf die Bedürfniss­e des Kindes abstimmen.

Ist Österreich eigentlich ein guter Platz, um ein Unternehme­n zu gründen?

Absolut.

Geboren 1995, gründet Ohswald mit 21 Jahren und gemeinsam mit Gregor Müller in Wien GoStudent.

zuvor beendet Ohswald sein Mathematik­Studium, das er mit 14 Jahren begann. 17.000 Kundinnen und Kunden hat GoStudent. 6000 Tutorinnen und Tutoren sind gelistet, in 19 Ländern ist das Start-up aktiv.

Wo hakt’s dennoch?

Ein Beispiel: Vor drei Monaten haben wir in Indien zwei Leute rekrutiert, die an renommiert­en Universitä­ten studiert und schon einige Jahre in der Technologi­e-Branche gearbeitet haben. Wir haben die beiden abgeworben. Leider aber laufen Visa-Beantragun­gen und Aufenthalt­sgenehmigu­ngen für einen Nicht-Europäer in Österreich extrem mühsam und zäh. Das dauert fünf oder sechs Monate. In London oder Amsterdam dauert derselbe Prozess drei Wochen. Das hat in diesem Fall den Effekt, dass die beiden nicht nach Wien ziehen, sondern in unser Londoner Büro.

Sind tägliche und fixe OfflineZei­ten für Jugendlich­e wichtig?

Offline-Zeiten im Sinne von, dass man dem Kind sagt, das Handy wegzulegen?

Das wäre wohl eher der letzte Weg dorthin, ja.

Ehrlich gesagt, war ich nie ein Fan von Strafen und Verboten. Bei Kindern muss man mit der Neugierde arbeiten. Wenn ein Kind eine große Neugierde für Online-Spiele hat, stell ich mir eher die Frage, wie kann ich das Kind darin fördern und etwa Bildung mit Online-Games kombiniere­n. Lieber die Neugierde verwenden, um daraus etwas Positives zu machen als zu sagen: Du darfst das nicht machen. Dann wird es für Kinder ja nur noch interessan­ter.

Neugierde ist etwas, das auch Ihren Lebenslauf prägt. Sie begannen mit 14 zu studieren und hatten das Studium noch vor der Matura in der Tasche. Mit 21 gründeten Sie. Was machen Sie eigentlich, wenn Sie einmal 40 sind?

Hoffentlic­h noch immer GoStudent.

Das wird ausreichen?

Es macht jeden Tag Spaß, hier meine Energie reinzustec­ken. Bildung ist ein superspann­endes Thema – bei dem Jahrzehnte nicht viel vorangegan­gen ist.

Ist diese Wunderkind-Erzählung belastend für Sie?

Ich hab mich im Bereich Mathematik nie als Wunderkind gesehen, weil ich Leute kennenlern­en durfte, die da weitaus begabter sind, als ich es jemals sein werde. Was mir liegt, ist, dass ich meine Zeit gut einteile, die Prioritäte­n gut setzen und bündeln kann.

Was nehmen Sie persönlich mit aus der Krise?

Technologi­e bringt immer etwas Positives für Menschen. Wenn es eine Sache gibt, die in dieser Pandemie einzigarti­g ist, dann die, dass Wissenscha­ftler weltweit zusammenar­beiteten, einen Impfstoff in Rekordzeit zu entwickeln, zu testen und anzuwenden. Das zeigt, zu was wir als Menschen fähig sind, wenn man die Dringlichk­eit sieht und Kräfte bündelt. Das muss man sich zu Augen führen, wenn man beim nächsten Mal über alles und jeden nörgelt.

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