Flutkatastrophe: Verwaltung ignorierte die Warnungen
Schwere Vorwürfe: Deutsche Landesbehörde warnte die Kreisverwaltung, doch diese handelte viel zu spät.
In mehrfacher Hinsicht. Wie gesagt: Bei unserer Messstelle an der Uni Graz wurde noch nie so viel Regen in einer Stunde gemessen. Auch die Tagessumme von 114 Litern pro Quadratmeter wurde noch nie erreicht. Ähnlich heftig war es nur, als 2018 der Citypark unter Wasser stand. In drei Stunden fiel darüber hinaus so viel Regen, wie sonst in einem durchschnittlichen Juli. Im Jahr regnet es in Graz durchschnittlich 890 Liter pro Quadratmeter. Auch in diesem Vergleich sind die 114 Liter von Freitagnacht beachtlich! Sogar wenn man sich das österreichweit anschaut, ist so viel Regen in so kurzer Zeit absolut außergewöhnlich.
Nach der verheerenden Flutkatastrophe in RheinlandPfalz vor gut zwei Wochen erhob zunächst kaum jemand Vorwürfe gegen die Behörden, denn die Jahrhundertflut führte zwangsläufig zu einer Ausnahmesituation. Doch nun zeigt sich ein anderes Bild: Der Landkreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz ist vor der Flutkatastrophe in der Katastrophennacht präzise gewarnt worden, ohne jedoch rechtzeitig darauf zu reagieren. Das berichtet die FAZ. Es seien bei der Kreisverwaltung mehrere automatisierte E-Mails des rheinlandpfälzischen Landesumweltamts eingegangen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf einen Behördensprecher. Bereits am Nachmittag des Unglückstages am 14. Juli veröffentlichte das Landesumweltamt demnach Prognosen, die einen Pegelstand der Ahr von deutlich mehr als dem vorherigen Höchststand von 3,7 Meter vorhersagten. Am Abend habe es neben den E-Mails auch weitere Online-Informationen der Landesbehörde gegeben. Darin sowie in den E-Mails an die Kreisverwaltung sei gegen 21.30 Uhr ein erwarteter Pegelstand von fast sieben Metern genannt worden. Dennoch habe der Landkreis erst gegen 23 Uhr den Katastrophenfall ausgerufen und Evakuierungsmaßnahmen eingeleitet. Krisenforscher Frank Roselieb erhebt schwere Vorwürfe gegen die Kreisverwaltung. Dass im Kreis Ahrweiler kein Voralarm ausgelöst worden sei, halte er für unerklärlich.