Hoffnung am Rande des Zusammenbruchs
George Packer rechnet mit den USA ab und ist trotzdem nicht verbittert.
IEr ist keiner, der aus dem Elfenbeinturm oder nur mit kühler, abgehobener Distanz agiert: George Packer ist voll involviert – emotional wie intellektuell. Er ist ein Amerikaner und macht sich Sorgen: Was ist aus diesem wunderbaren Land, das in der Geschichte schon so viel geschafft und auch errungen hat, nur geworden?
Detailgenau analysiert er den Weg der Vereinigten Staaten von Amerika in einen Zustand, der das genaue Gegenteil von geeint darstellt. Und so betroffen er davon ist, so glasklar und scharf sind seine Schlussfolgerungen. Die Polarisierung der Gesellschaft, die mit der Präsidentschaft von Donald Trump den traurigen Höhepunkt erreichte, hatte schon viel früher begonnen. Er seziert die USA haarklein und benennt die vielen Fliehkräfte: Da sei das freiheitsliebende, individualistische Amerika. Dann das kosmopolitische Amerika des Silicon-Valley. Das christlich-nationale Amerika der Provinz. Und das politisch korrekte Amerika. Packer: „Sie alle ringen um ihren Platz. Und treiben das Land auseinander.“
Und dann kam auch noch Trump. „Der unfähige Präsident“, wie Packer es formuliert, habe das Land „an den Rand des Zusammenbruchs“geführt. Verantwortlich dafür war nicht nur ein politischer Kurs, der die Polarisierung verschärfte, sondern auch Trumps dilettantische Corona-Politik. Dabei waren die USA nach Packers Diagnose schon vor der Pandemie „gravierend vorerkrankt“. Er nennt eine korrupte politische Klasse und eine herzlose Wirtschaft. Das Buch skizziert so den fortschreitenden Niedergang des Landes. Es wäre aber nicht Packer, bliebe am Ende nicht doch ein kleines Stück Hoffnung. Dass Trump letztlich doch abgewählt wurde, kommentiert er sarkastischböse: „Wir haben uns entschlossen, uns jetzt noch nicht umzubringen.“
George Packer: Die letzte beste Hoffnung: Zum Zustand der Vereinigten Staaten, Rowohlt