Der Postmann liefert immer
Georg Pölzl lässt die Post so viele neue Ideen produzieren wie bunte Werbung im Briefkasten. Der Ingenieur mit großer Lust an der Kunst holt das Potenzial aus dem Riesen.
Erst einmal muss Georg Pölzl den richtigen „Stempel“bekommen. Oft geht er als Grazer durch, was in einem Land mit perfekten Postleitzahlen für jedes Bergdorf ein gewisser Irrläufer ist. Nach Pölfingbrunn bei Wies in der Weststeiermark brachte der Briefträger die Post zu den Pölzls.
Heute müssen Grußbotschaften an ihn zum Rochusmarkt in Wien gehen, in die Schaltzentrale des Logistikriesen. Diese Adresse verdient besondere Würdigung. Hier weht der Geist der Kunst. Der Bau drückt die Macht der freien Hand aus. Offen, hell ist das Headquarter. Eine Reihe österreichischer Top-Künstler hat hier von Pölzl viel Gestaltungsraum bekommen.
Pölzl liebt die inspirierende Umgebung offenkundig, spricht aber auch ganz nüchtern über ihren Zweck: „Dieser Organismus Post muss systemisch fähig sein, immer innovativ zu agieren. Und das hängt nur davon ab, in welchem Geist Menschen zusammenarbeiten.“
„Meinen ersten Job habe ich gekündigt, weil ich in meinen Freiheiten beschnitten war“, lässt Pölzl keinen Zweifel daran, wie sehr er selbst das Gestalten braucht. „Mein Anspruch ist immer, es muss einen Unterschied machen, ob Georg Pölzl wo sitzt oder ein anderer.“Ein Macht-Netzwerker sei er dagegen nicht im Geringsten.
Ausgerechnet die Post wachzuküssen und fortan leidenschaftlich an ihr zu picken, das wurde Pölzls buntester Job nach vielen magenta-farbigen Jahren bei TMobile. Der 2009 begonnene Post-Umbau „war eine Mischung aus harter Veränderung und einem Innovationsjob“, so der 64-Jährige heute, der einst an der Montanuni Leoben Erdölwesen studiert hatte.
Heute hat der an der Börse notierte, profitable Konzern rund 20 Tochtergesellschaften, die Hälfte davon im Ausland. Sie machen digitale Services, Programmierarbeiten, Geldverteilung an Banken und Supermärkte, Lagerkommissionierung oder Pharmagroßhandel. Sie sollen sich wie ein wachstumsförderndes Ökosystem ergänzen – die Bank99 ist das jüngste Aufbauprojekt.
Die größte E-Autoflotte Österreichs schwärmt bereits seit elf Jahren von den Briefverteilzentren aus, um Briefe und Pakete CO2-neutral zuzustellen. Damals war das eine Pioniertat. Das Filialnetz ist heute völlig umgekrempelt, ergänzt durch