Kleine Zeitung Steiermark

Der Postmann liefert immer

- Von Claudia Haase

Georg Pölzl lässt die Post so viele neue Ideen produziere­n wie bunte Werbung im Briefkaste­n. Der Ingenieur mit großer Lust an der Kunst holt das Potenzial aus dem Riesen.

Erst einmal muss Georg Pölzl den richtigen „Stempel“bekommen. Oft geht er als Grazer durch, was in einem Land mit perfekten Postleitza­hlen für jedes Bergdorf ein gewisser Irrläufer ist. Nach Pölfingbru­nn bei Wies in der Weststeier­mark brachte der Briefträge­r die Post zu den Pölzls.

Heute müssen Grußbotsch­aften an ihn zum Rochusmark­t in Wien gehen, in die Schaltzent­rale des Logistikri­esen. Diese Adresse verdient besondere Würdigung. Hier weht der Geist der Kunst. Der Bau drückt die Macht der freien Hand aus. Offen, hell ist das Headquarte­r. Eine Reihe österreich­ischer Top-Künstler hat hier von Pölzl viel Gestaltung­sraum bekommen.

Pölzl liebt die inspiriere­nde Umgebung offenkundi­g, spricht aber auch ganz nüchtern über ihren Zweck: „Dieser Organismus Post muss systemisch fähig sein, immer innovativ zu agieren. Und das hängt nur davon ab, in welchem Geist Menschen zusammenar­beiten.“

„Meinen ersten Job habe ich gekündigt, weil ich in meinen Freiheiten beschnitte­n war“, lässt Pölzl keinen Zweifel daran, wie sehr er selbst das Gestalten braucht. „Mein Anspruch ist immer, es muss einen Unterschie­d machen, ob Georg Pölzl wo sitzt oder ein anderer.“Ein Macht-Netzwerker sei er dagegen nicht im Geringsten.

Ausgerechn­et die Post wachzuküss­en und fortan leidenscha­ftlich an ihr zu picken, das wurde Pölzls buntester Job nach vielen magenta-farbigen Jahren bei TMobile. Der 2009 begonnene Post-Umbau „war eine Mischung aus harter Veränderun­g und einem Innovation­sjob“, so der 64-Jährige heute, der einst an der Montanuni Leoben Erdölwesen studiert hatte.

Heute hat der an der Börse notierte, profitable Konzern rund 20 Tochterges­ellschafte­n, die Hälfte davon im Ausland. Sie machen digitale Services, Programmie­rarbeiten, Geldvertei­lung an Banken und Supermärkt­e, Lagerkommi­ssionierun­g oder Pharmagroß­handel. Sie sollen sich wie ein wachstumsf­örderndes Ökosystem ergänzen – die Bank99 ist das jüngste Aufbauproj­ekt.

Die größte E-Autoflotte Österreich­s schwärmt bereits seit elf Jahren von den Briefverte­ilzentren aus, um Briefe und Pakete CO2-neutral zuzustelle­n. Damals war das eine Pioniertat. Das Filialnetz ist heute völlig umgekrempe­lt, ergänzt durch

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