Pflege in Not:
Österreichweiter Pflegenotstand trifft die Steiermark: Grazer Uniklinik muss mindestens 49 Betten sperren. Patienten sind nicht in Gefahr – aber das gesamte Versorgungssystem.
So eine Allianz hat es in Österreich noch selten gegeben: Lokale und österreichische Dachverbände von Caritas, Diakonie, Arbeiterkammer, ÖGB, Gesundheitsgewerkschaft, Rotes Kreuz, Hilfswerk, Volkshilfe, Krankenpflegeverband haben in einem offenen Brief an Bund, Länder und Gemeinden einen Hilferuf ausformuliert. Es geht um den Pflegenotstand, der ganz Österreich trifft und zu Einschränkungen in der Versorgung führt.
„Man sperrt oder schließt deshalb Abteilungen in den Spitälern. Sowohl im Akut- als auch im Langzeitpflegebereich haben wir Probleme. Wir haben dem Bund vor einem Jahr Vorschläge für sofortige und langfristige Maßnahmen geliefert“, erklärt Reinhard Waldhör, der Vorsitzende der Gesundheitsgewerkschaft und einer der Verfasser des Hilferufs, „aber es ist wieder nichts unternommen worden. Wie schon seit Jahren“.
sieht man auch in der Steiermark: Am LKH Uniklinikum Graz müssen jetzt mindestens 49 Betten gesperrt werden. Dass es im Sommer in Spitälern zu Leistungsreduktionen kommt, ist normal – aber dieses Ausmaß zeigt, wie prekär die Gesamtsituation ist.
Wolfgang Köle, ärztlicher Leiter der Klinik, erklärt: „Wir schließen die Betten jetzt in gewissen Bereichen, weil es nicht anders geht: Die Pflege-Mitarbeiter waren in der Covid-19-Situation extrem belastet, sie brauchen einfach Zeit, um wieder mit ihren Familien Luft holen zu können. Die Urlaube sind ohnehin auf 14 Tage beschränkt.“Köle betont aber auch, dass durch die Maßnahmen „keine Patienten in Gefahr“seien. Mediziner und Kages-Zentralbetriebsratschef Michael Tripolt thematisierte mehrfach die Problematik: „Seit Jahren wird an der physischen und psychischen Belastungsgrenze gearbeitet. Die Folgen verschärfen die Situation weiter – viele erwägen, aus dem Beruf auszusteigen. Erholungsphasen für die Gesundheit der Mitarbeiter sind unerlässlich. Wenn wir jetzt noch Mitarbeiter verlieren, müssten wir Leistungen reduzieren. Es ist schon aktuell zu wenig Pflegepersonal da. Der Bund muss endlich nachhaltige Reformen durchsetzen.“
stehen nicht gut: Aufgrund der demografischen Entwicklung in Österreich und der bevorstehenden Pensionierungswelle im Pflegebereich werden bereits „bis zum Jahr 2030 insgesamt rund 76.000 Pflegepersonen zusätzlich benötigt, um die zukünftigen Herausforderungen im Gesundheitsund Pflegebereich bewältigen zu können“, beschreibt ein Bericht von Alexandra und Natali Gferer. Nach den Covid-19-Belastungen drohe ein „massenhafter Ausstieg von Gesundheits- und Krankenpflegepersonal“. In Deutschland, so der Bericht, erwäge ein Drittel der Pflegepersonen, aufgrund der Arbeitsbedingungen während der Covid-19-Pandemie aus dem Beruf auszusteigen.
oft am unteren Personallimit, das ist bekannt. Gewerkschafter Wald