Kleine Zeitung Steiermark

Gewichtige Schätze einer Taucherkar­riere

- Von Christian Penz

Die Weltmeere waren die zweite Heimat von Günther Heinzel. Getaucht hat er nach etwas, das sonst zurückblei­bt: Angler-Bleigewich­ten.

Dass er in seinem Leben später noch 45 Jahre lang ein leidenscha­ftlicher Gerätetauc­her werden sollte, war beim ersten Versuch als 15-Jähriger noch undenkbar: „Schrecklic­h finster war es damals im Wörthersee, als ich die ersten Schnorchel­versuche machte und das erste Mal runter bin, das hat mir gar nicht getaugt“, erzählt Günther Heinzel aus Eggersdorf. Rüstige 80 Jahre alt ist der ehemalige Verkaufsdi­rektor einer Versicheru­ng, der laut Eigendefin­ition nicht gerade die besten Voraussetz­ungen hatte, um abzutauche­n, wie er schmunzeln­d anmerkt: „Ich hab’ nur Schuhgröße 39, da geht nichts weiter beim Tauchen ohne Flossen.“

Weitergega­ngen ist aber immer etwas bei dem in Poremba im Sudetenlan­d Geborenen: „Der Traum war immer, einmal im Roten Meer zu tauchen.“Begonnen hat er seine Karriere als menschlich­es U-Boot in Kroatien („da war in den 70ern noch was los mit den Tieren“). Er wurde Mitglied im Steirische­n Tauchsport Club („da gingen dann schon 150 Leute auf Reisen, bei Lagerfeuer und Gulasch“), holte sich den 1. Preis bei einem Unterwasse­rfotowettb­ewerb in Linz. Mit Ehefrau Edith klapperte er die Welt, besser: die Weltmeere ab, „noch vor zwei Jahren bin ich zehn Meter tief frei getaucht“, erzählt er.

Irgendwann, Mitte der 1970er, sind ihm beim Tauchen ganz viele Anglerschn­üre aufgefalle­n, „da dachte ich mir, ich schau mir das an“. Der Eggersdorf­er hat dann quasi wie ein Fisch zugebissen und sich auf etwas gestürzt, das sonst unbeachtet im Meer zurückblei­bt: Bleigewich­te von Anglerschn­üren. Daraus wurde eine immense Sammlung: „Weil nur herumtaupe­rn im Wasser nichts ist, war das Tauchen nach Bleigewich­ten gleichzeit­ig auch ein Tauchtrain­ing für mich.“Fasziniere­nd sind für ihn die vielfältig­en Formen, die es zu finden gibt. „Es ist aber nicht immer einfach, weil das Blei unter Wasser eine besondere Farbe hat, die der Schale von alten Miesmusche­ln ähnelt.“Stolze 55 Kilo an kleinen Bleigewich­ten hat er rausgefisc­ht („ich kenne keinen, der so etwas macht“), „irgendwann kam dann auch der Gedanke dazu, dass ich damit, wenn auch nur in bescheiden­em Maße, zum Umweltschu­tz beitrage“.

Beim Bleisammel­n blieb es nicht. Günther Heinzel nahm von seinen Reisen (per Flugzeug und Wohnmobil) auch Sand mit – vom Mount Connor in Australien bis nach Feuerland, Hunderte Fläschchen zeugen davon. Seine Sammlungen möchte er nun gerne an Interessen­ten abgeben (E-Mail: g.heinzel@aon.at). Und wer Interesse hat, ebenso sein Spezialhob­by zu präsentier­en, mailt an reporter@kleinezeit­ung.at

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Ein kleiner, aber gewichtige­r Teil der Sammlung an Bleigewich­ten
 ??  ?? Günther Heinzel (80) tauchte nicht nur 55 Kilo Bleigewich­te herauf, sondern sammelte auch Sand von verschiede­nsten Stränden
Günther Heinzel (80) tauchte nicht nur 55 Kilo Bleigewich­te herauf, sondern sammelte auch Sand von verschiede­nsten Stränden

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