Die Maske von Mutter Erde
Der Grazer Künstler Samson Ogiamien zeigt die Kultur des Königreichs Benin.
Nach einer Strafexpedition der britischen Armee im Jahr 1897 verwüsteten Soldaten die Hauptstadt Benin City im heutigen Nigeria. Aus dem königlichen Palast und den Residenzen von Würdenträgern wurden Tausende von Kunstobjekten geraubt, darunter an die 4000 Bronzeobjekte wie Gedenkköpfe, deren Entstehungszeit bis ins 16. Jahrhundert reicht. Diese, in Europa bis dahin unbekannten, Benin-Bronzen wurden nach London gebracht, von dort zum Teil verschenkt oder auf dem Kunstmarkt verkauft. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erkannten Ethnologen vom British Museum und den Völkerkundemuseen in Wien und Berlin den Wert der Artefakte und beschrieben deren Herkunft aus dem Benin.
Der in Benin City geborene und in Graz lebende Bildhauer Samson Ogiamien ist väterlicherseits königlicher Abstammung, während seine Mutter aus der Zunft der Bronzegießer stammt, deren Tradition seit dem 13. Jahrhundert besteht und bis heute praktiziert wird. Nicht allein mit der aktuellen Ausstellung nimmt sich Samson Ogiamien in seiner Arbeit der Überlieferung der Kultur seines Herkunftslandes an. In Zusammenarbeit mit den Bronzegießern in Nigeria entstanden etwa Gedenkbüsten für Könige des Benin und deren Frauen oder die zeitgenössischen Nachformungen von Glocken des Stadtrufers, der die Bevölkerung von einer Nachricht des Oba (König) informierte. Eingeweiht, damit befugt, formt Ogiamien Zeremonialgegenstände der Edo, den Nachfahren der Begründer des Königreichs. Die titelgebende Iyagbon – Mutter Erde, die alle Lebewesen, Kultur und Artefakte beschützt – ist in Form einer Maske anwesend. Ergänzt wird die Schau durch historische Plastiken aus der Sammlung Liaunig.
Iyagbons Spiegel. Bis 3. Oktober, studio der Neuen Galerie Graz. museum-joanneum.at