Kleine Zeitung Steiermark

Hochsaison bei den Pilzköpfen

- Von Susanne Rakowitz

Einblicke in die fasziniere­nde Welt der Pilze: Warum sie genauso wichtig wie Tiere und Pflanzen sind, welche Aufgaben sie in Ökosysteme­n erfüllen und nützliches Basiswisse­n für Schwammerl­sucher.

dass sie neben den Tieren und Pflanzen ein eigenes Reich bilden, erklärt der Experte: „Sie unterschei­den sich von den Pflanzen dadurch, dass sie heterotrop­he Organismen sind. Das heißt, dass sie auf organische Verbindung­en angewiesen sind, die bereits in der Natur vorhanden sind.“

Auch wenn sie sich sozusagen im Stillen beschäftig­en, ist ihre Funktion in Ökosysteme­n gewaltig. Drei große Gruppen stechen dabei heraus, gibt Gernot Friebes einen Einblick: „Es gibt die symbiontis­ch lebenden Arten wie die Mykorrhiza-Pilze. Gerade diese Pilze haben in den heimischen Wäldern eine unglaublic­h große Bedeutung, weil sie mit den Pflanzen in Symbiose leben, von der beide profitiere­n.“Zu diesen Pilzen gehören unter anderem die Steinpilze, Trüffel, aber auch die Fliegenpil­ze. Noch zwei weitere Eigenschaf­ten sind unverzicht­bar: Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Zersetzung von totem organische­n Material, das sich sonst schnell in den Wäldern stapeln würde. Nicht zu vergessen die parasitäre­n Pilze, auch sie sind unverzicht­bar, mahnt der Experte ein: „Sie befallen geschwächt­e Bäume oder dergleiche­n und sorgen dafür, dass Platz für Jungwuchs entsteht.“

Apropos Jungwuchs, wie sich das heurige Pilzjahr noch entwickeln wird, ist vor allem eine Frage des Wetters. Die bisherige Ernte war durchwachs­en. Ein kühles Frühjahr, danach lange Trocken- und Hitzeperio­den und windige Phasen, die die Wälder austrockne­n. Keine allzu guten Voraussetz­ungen: „Pilze brauchen Feuchtigke­it.“Deshalb rät Gernot Friebes Schwammerl­suchern auch dazu, sich Niederschl­agskarten anzuschaue­n: „Denn wenn man in den Wald geht und alles ist staubtrock­en, dann ist die Chance, dass man Speisepilz­e oder andere Pilze findet, sehr gering.“Genauso kann man aber mit Niederschl­agskarten gute Hotspots ausmachen. Hat es einmal geregnet, ist aber Geduld gefragt, denn von heute auf morgen wächst kein Pilz, ein bis zwei Wochen sollte man dann einplanen.

Stellt sich die Frage: Nadelwald, Laubwald oder Mischwald? „In den meisten Waldtypen sind bei uns Speisepilz­e zu finden. Wichtig ist es, auf die Bodenbesch­affenheit zu achten“, erläutert Friebes.

Böden, die stark mit Gräsern und

krautigen Pflanzen verwachsen seien, würden auf forstliche Eingriffe hindeuten. Hier sinken die Chancen, Pilze zu finden, wohingegen die Chancen in jenen geschlosse­nen Wäldern steigen, die auch mit schönen Moosschich­ten aufwarten können.

Und zu finden gibt es in Österreich genug: Rund 5000 höhere Pilze gibt es, wovon 200 bis 300 als essbar gelten. Doch aufgepasst, 20 Arten – darunter der Knollenblä­tterpilz und der Orange

ewigen Streitfrag­e: Dreht man Pilze heraus oder schneidet man sie ab? „Dem Pilz ist das egal. Kennt man ihn nicht, sollte man ihn nie abschneide­n, weil unten am Stiel wichtige Merkmale zur Pilzbestim­mung zu finden sind.“Grundsätzl­ich gilt aber: Dreht man etwa einen großen Steinpilz heraus, sollte man das Loch zudecken. Noch etwas sollten Waldbesuch­er beherzigen: Pilze, die man nicht braucht, sollte man nicht ausreißen. „Auch wenn sie für den Menschen nicht genießbar sind, erfüllen sie wichtige Funktionen für den Wald, Insekten

und Tiere.“

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UMJ, ADOBE Dann noch zur

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