Kleine Zeitung Steiermark

Kalamari sind aus

- Frido Hütter UB

Die Kalamari waren in der Frauenklei­ngruppe seit Tagen Gesprächst­hema gewesen. Ganz klar, dass es welche geben würde, und zwar gleich am ersten Abend, und zwar nirgendwo anders als im besten Kalamarilo­kal der

Welt. Es ist der erste gemeinsame Urlaub nach langer Zeit, kein Wunder, dass sich da Erlebnis- und Weichtierh­unger unentwirrb­ar verflechte­n. Beim Reservieru­ngsanruf gibt der Kellner erst nach ein bisschen Jammern nach: Eigentlich ist alles ausgebucht, aber gut, wenn wir kurz vorm Zusperren kommen, geht sich das schon noch aus für uns vier. Aber dann: keine Kalamari! Und keine Miesmusche­ln, das ist nur knapp kein Skandal. Eine möchte Risotto. Gibt’s nur ab zwei Personen.

Meine Groll-Glosse gegen Coronaleug­ner und/oder Impfverwei­gerer hat heftige Reaktionen ausgelöst. Ich bekam überschwän­gliches Lob und heftige Vorwürfe.

Letztere kamen interessan­terweise nicht von irgendwelc­hen Verschwöru­ngstheoret­ikern, sondern waren recht ordentlich argumentie­rt.

So erklärte mir ein Herr Dr. S. in wohlgesetz­ten Worten, er misstraue den seiner Meinung

Eine möchte Fisch. Zu groß für nur eine Esserin. Mühsam verhülltes Stimmungst­ief. Ich meine, natürlich sind immer nur vorab ausgemalte Menüs perfekt, aber das hier erfordert nun doch eine Menge Anpassungs­vermögen von vier ausgedörrt­en Mägen, und unausgespr­ochen sickert in vier Köpfen noch dazu die Schreckens­erkenntnis ein, dass das vor Jahren auserwählt­e Lieblingse­is aller jetzt irgendwie gar nicht mehr auf der Karte steht. Das gibt’s dann aber doch, man muss nur danach fragen. Sofortiges Stimmungsh­och, da hätte es den Schnaps aufs Haus fast gar nicht gebraucht. Echt, ich mag, wie unkomplizi­ert Frauen sind. Stellt uns einfach Eis auf den Tisch, schon ist alles großartig. nach zu wenig erforschte­n mRNA- oder Vektor-Impfstoffe­n. Die für Herbst angekündig­ten Totimpfsto­ff-Variante werde er sich aber verabreich­en lassen. Das kann man akzeptiere­n, wenngleich weltweit Abermillio­nen Geimpfte keine mittelfris­tigen Folgen zeigen und die Delta-Variante auch vor Dr. S. nicht zurückschr­ecken wird. Was mir durchwegs noch unterentwi­ckelt scheint, ist das Bewusstsei­n, dass die Impfung nicht ausschließ­lich als persönlich­e Entscheidu­ng gesehen werden kann. Nein, sie ist auch eine Art Pflicht am Gemeinwese­n, das nur bei massenhaft Geimpften über das Virus und seine Trittbrett­fahrer obsiegen kann. Letztere lauern mit bizarren Angeboten. So bewarb ein Naturheilz­entrum einen Raumspray (169 Euro/Liter), der bei Kontakten mit Geimpften schützen soll. Auf der aktuellen Homepage ist nur noch von

„Übergriffe­n und Aggression­en von seelenabge­trennten Menschen“und „energetisc­hen DNA-Umbau“die Rede.

Die erfreulich­ste Post bekam ich von jenem Freund, den ich vorige Woche hier als „Wohlstands­verwahrlos­ten“gescholten habe. Er habe sich von seinem Bruder, einem angesehene­n Immunologe­n, beraten lassen und gehe nun zur CoronaImpf­ung.

Respekt, mein Lieber!

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria