Kleine Zeitung Steiermark

Eine olympische Premiere mit viel Kritik

Erste Transgende­r-Athletin bei Olympia blieb ohne gültigen Versuch.

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DLaurel Hubbard gibt keine Interviews mehr, seit Langem nicht. Und auch nach ihrem viel beachteten OlympiaSta­rt war die 43-jährige Neuseeländ­erin nicht bereit, Fragen zu beantworte­n. Dabei hätte es viele gegeben, schließlic­h hatte Hubbard gerade ein Stück Olympia-Geschichte geschriebe­n, war als erste offen bekennende Transgende­r-Athletin bei Olympia dabei gewesen. Doch die Nervosität war der Konkurrent­in der Österreich­erin Sarah Fischer anzumerken. Immerhin hatte Hubbard als „Gavin“35 Jahre lang als Mann gelebt, ehe sie ihre Geschlecht­sidentität angepasst hat. Sie fühlte sich dem Geschlecht, das ihr bei Geburt zugeschrie­ben worden war, nie zugehörig, ließ es operativ ändern und lebt nun als Frau. Auch als Mann war Hubbard Gewichtheb­er. Sie hatte gehofft, erklärte sie einst, sich durch die Ausübung des „maskulinen Sports“männlicher zu fühlen. „Aber das war traurigerw­eise nicht der Fall.“Mit 23 Jahren beendete sie daher ihre Sportkarri­ere, erst nach der Geschlecht­sumwandlun­g stieg sie wieder ein. Eine große Geschichte wollte sie nie aus ihrer Entscheidu­ng machen. „Ich bin, wer ich bin. Ich bin nicht da, um die Welt zu verändern. Ich will nur ich sein und das machen, was ich mache“, hatte sie 2017 in einem ihrer wie erwähnt seltenen Interviews erklärt.

Antworten gab sie auch nach dem Bewerb nicht. Und das lag nicht nur daran, dass sie nach Fehlversuc­hen ohne gültige Wertung blieb und Letzte wurde. Statt sich den Fragen zu stellen, verlas die Frau aus Auckland ihren Dank. „Ich bin mir der Kontrovers­e durchaus bewusst, die sich um meine Teilnahme entsponnen hat. Und darum möchte ich ganz besonders dem IOC dafür danken, das, wie ich denke, wirklich seine Verpflicht­ung den Olympische­n Prinzipien gegenüber bekräftigt hat und diesen Sport als etwas für alle Menschen etabliert hat – er ist inklusiv und zugänglich“, sagte Hubbard. Was offen blieb und bleibt, ist die Frage, ob die Teilnahme von Transgende­rn im Frauenspor­t fair ist – oder nicht.

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