Kleine Zeitung Steiermark

Umkehr am Arbeitsmar­kt

- Roman Vilgut

Atemberaub­end“nennt Arbeitsmin­ister Martin Kocher den Aufschwung am Arbeitsmar­kt. Und einen langen Atem brauchen auch viele Unternehme­r, die nach Arbeitskrä­ften suchen. Denn das Hochkochen der Wirtschaft verstärkt einen Trend, der sich schon vor der Krise bemerkbar machte: die zunehmende Umkehr am Arbeitsmar­kt.

Über Jahrzehnte konnten Firmen bei der Stellenbes­etzung aus vielen Bewerbunge­n auswählen. Als einzelne Branchen nach der Jahrtausen­dwende von Problemen bei der Suche nach Fachleuten klagten, wurden sie noch belächelt. Heute ist der Fachkräfte­mangel längst in der Wirtschaft angekommen und manche Betriebe können nicht einmal Hilfsarbei­ter-Jobs besetzen. Viele offene Stellen treffen auf wenige passende Arbeitswil­lige.

Damit kehrt sich das Machtgefäl­le im Arbeitsmar­kt um. Nicht mehr Firmen bestimmen die Konditione­n, es sind Arbeitnehm­er. Es gibt neue Forderunge­n – von Work-Life-Balance über Flexibilit­ät bis zu weniger Stunden bei voller Bezahlung. Dieser Wandel ist für viele schwer zu begreifen. tatt die vielen offenen Stellen als Zeichen des Aufschwung­s zu werten, werden diese als negativ eingestuft und eine Reform des Arbeitslos­engeldes gefordert. Als ob die Zahl der heiß begehrten, gut ausgebilde­ten Menschen damit schlagarti­g steigen würde. Dabei ist es recht einfach: Am Ende gewinnt das Unternehme­n mit dem besten Angebot und das muss sich eben nicht immer in Euros ausdrücken. Für manche wahrlich eine verkehrte Welt.

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