Kleine Zeitung Steiermark

Pandemie: Wichtige Daten nicht verfügbar

- Von Georg Renner

Wie viele Geimpfte in Österreich schwer an Covid-19 erkranken, weiß niemand so genau – weil die Daten Erkrankter und Geimpfter nicht zusammenge­führt werden.

Wie gefährdet sind bereits Geimpfte, wenn die Corona-Infektion den Impfschutz „durchbrich­t“? Weltweit ist das derzeit eine der brisantest­en medizinisc­hen Forschungs­fragen. Studien weisen deutlich darauf hin, dass die bisher zugelassen­en Impfstoffe zwar nicht hundertpro­zentig, aber sehr effektiv gegen schwere Verläufe der Krankheit bzw. vor Tod durch Covid-19 schützen.

In Österreich blieben diese Fragen wohl noch länger unbeantwor­tet: Denn hierzuland­e sind die Datensätze der Erkrankten

bzw. in Spitäler behandelte­n Covid-19-Patienten streng von jenen der Geimpften getrennt. Anders gesagt: Wie viele der 130 Menschen, die derzeit in Österreich­s Spitälern wegen einer Corona-Erkrankung behandelt werden, bereits geimpft sind, kann derzeit niemand verlässlic­h sagen.

Im Gesundheit­sministeri­um begründet man das mit der föderalen Praxis: „Aktuell melden die Länder als Träger der Krankenans­talten absolute Zahlen der aktuell hospitalis­ierten Personen ein“, schreibt ein Sprecher von Gesundheit­sminister Wolfgang Mückstein auf Anfrage der Kleinen Zeitung; „da

dass die Übermittlu­ng keine personenbe­zogenen Daten, beinhaltet, ist aktuell keine Verknüpfun­g bzw. Verschneid­ung der Daten möglich.“

ist das fatal: „Das Virus wird uns noch länger begleiten und wir benötigen nach wie vor ein systematis­ches Monitoring der Auswirkung­en der Pandemie auf unser Gesundheit­ssystem – besser gestern als heute“, erklärt Komplexitä­tsforscher Peter Klimek im „Kurier“. Martin Halla, Professor für Ökonomie an der Universitä­t Linz, diagnostiz­iert auf Twitter eine „Bankrotter­klärung der Informatio­nsverarbei­tung im öffentlich­en Gesundheit­swesen“.

Auch der emeritiert­e Statistikp­rofessor Erich Neuwirth, der seit Beginn der Pandemie die tägliche Ausbreitun­g des Virus in Österreich auf seinem Blog analysiert, sieht auch eineinhalb Jahre nach Ankunft der Krise im Land noch immer einen deplorable­n Zustand der staatliche­n Covid-19-Datenlage. Nicht nur, dass die Daten Geimpfter und Hospitalis­ierter nicht zusammenge­führt werden; die von verschiede­nen Stellen geführten Statistike­n von Impfungen und Infektione­n seien nicht einmal harmonisie­rt, sagt Neuwirth im Gespräch mit der Kleinen Zeidurch, tung: „Ein Beispiel: Die Altersgrup­pen, in denen Infizierte und Geimpfte jeweils ausgewiese­n werden, stimmen nicht überein.“So würden Infektione­n bei den Jüngsten in der Gruppe 5bis 14-Jähriger eingetrage­n; Impfungen sind aber ab 12 möglich.

Für Neuwirth mehr als nur ein Problem für Wissenscha­ftler: „Wir begeben uns der Möglichkei­t, gezielt Maßnahmen zu setzen“, warnt der Statistike­r, der auch einen Lösungsvor­schlag hat: Die Statistik Austria könnte diese Daten zunächst nicht öffentlich zusammenfü­hren – und erst in einem zweiten Schritt anonymisie­rt veröffentl­ichen.

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 ?? APA ?? 31 Covid-19-Patienten liegen derzeit auf Österreich­s Intensivst­ationen. Wie viele davon geimpft waren, weiß derzeit niemand
APA 31 Covid-19-Patienten liegen derzeit auf Österreich­s Intensivst­ationen. Wie viele davon geimpft waren, weiß derzeit niemand

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