007 und seine Mission
Eine kleine Meldung vom Wochenende sagt einiges über den vielfach titulierten Kampf „ Kino vs. Streaming“und die Zukunft der Branche aus – James Bond erledigt den Rest.
Nur noch 17 Mal schlafen, dann hat sich der Witz, James Bond hätte keine Zeit fürs Kino, endgültig abgenutzt. Denn, wie es aktuell aussieht, startet das 25. Abenteuer von 007 „Keine Zeit zu sterben“am 30. September in den Kinos. Mehrfache Verschiebungen waren selbst für den Geheimagenten im Dienst Ihrer Majestät eine Odyssee.
„Geschüttelt, nicht gerührt“im Kinosessel zu hören, daran haben in der Krise mit ewig dunklen Leinwänden wohl nur mehr wenige geglaubt. Streamingriesen wie Netflix und Apple sollen, wurde kolportiert, mehr als 600 Millionen Dollar (507 Millionen Euro) für den exklusiven Abschiedstanz von Daniel Craig geboten haben. MGM setzte aufs Kino
James Bond ist ein Hoffnungsträger für die gebeutelten Kinobetreibenden und mit Abstand die smarteste Lichtgestalt im Schlagzeilen-Kampf „Kino vs. Streaming“, aber bei Weitem nicht die einzige: Als Provinzpolizist Eberhofer lockte Sebastian Bezzel zuletzt in „Kaisernschmarrndrama“die Massen so zahlreich wie vor der Pandemie in die Kinos. Und „Shang-Chi“, der erste asiatische Marvel-Superheld, spielte am ersten Wochenende rund um den „Labor Day“an den nordamerikanischen Kassen 90 Millionen Dollar ein. Das ist ein neuer Rekord – mitten in der Krise.
Anders als andere Blockbuster wie „Mulan“oder „Black Widow“setzte Disney bei „Shang-Chi“auf einen Solo-Kinoritt und nicht auf einen gleichzeitigen Start mit Extrakosten im hauseigenen Dienst Disney+, womit Kinos, Verleihern, Disney selbst, und Stars wie Scarlett Johansson satte Einnahmen entgingen. Die Mimin klagte den Konzern.
Egal, ob ihr Protest mitentscheidend war oder nicht: Das Prinzip der Gleichzeitigkeit in der Verwertung, befeuert durch die Pandemie, scheint vorbei zu sein. Die großen Fragen lauteten: Wie werden die großen Player der Branche die Verwertung von Filmen künftig handhaben? Wählen alle nur noch das Heimkino? Stirbt eine 125jährige Institution aus? Eine Meldung vom Wochenende gibt eine erste Antwort über die Zukunft des seit ewig totgesagten Kinos: Disney erklärte, Blockbuster wie „Eternals“von Oscarsiegerin Chloé Zhao, „The Last Duel“von Ridley Scott oder „West Side Story“von Steven Spielberg exklusiv im Kino und erst 45 Tage später auf Disney+ zu starten. as ist ein klares Bekenntnis zum Kultur- und Entertainmentort Kino, der es schafft, generationsübergreifend und niederschwellig zu unterhalten. Das bedeutet auch eine verkürzte exklusive Kinoauswertung (45 statt bisher 90 Tage) und eine Vorgabe für ein Miteinander. Eines, das fluide bleibt: Warner Bros. will 2022 zehn Filme gleichzeitig starten. Paramount indes verschiebt Kassenschlager wie „Mission Impossible 7“und „Top Gun 2“mit Tom Cruise auf nächstes Jahr. Das heißt: Viele der großen Player setzten auf die Rettung der Welt im Kino. Nur so bleibt dieser Ort überlebensfähig. Und wann sind Sie zuletzt im Kinosessel versunken?
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